Limits

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„Über Leben im Grenzbereich.“ So lautet der Untertitel von Limits. Und man denkt schon, ein neues Elternmagazin erobert den Markt und spricht endlich die Wahrheit aus. Aber davon ist das Magazin dann noch recht weit entfernt. Tatsächlich zeigt dieses Heft Männer, ja es sind hauptsächlich nur Männer, die durch Extremsportarten an ihre eigenen Grenzen gehen.

Vielleicht muss man Limits als Gegenthese zu dem allgemeinen Trend der Wohlfühlmagazine lesen, der in Hygge vor einiger Zeit seinen Höhepunkt gefunden hat. Schluss mit der Gemütlichkeit, der Entspannung und den Glücksgefühlen beim Anblick einer warmen Zimtschnecke. Die Protagonisten in Limits finden ihr Heil in den Tiefen des Ozeans oder auf den Gipfeln der höchsten Berge der Welt. Der Leser blickt dabei in verschwitzte und schmerzverzerrte Gesichter. Ja, es fließt sogar Blut.

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Limits erscheint im Motor Presse Verlag, was den Verdacht bestätigt, dass hier vor allem eine männliche Zielgruppe abgeholt werden soll. Führt der Verlag doch ansonsten Titel wie Men‘s Health und Fuel – Motorrad & Leidenschaft im Programm. Ein Heft von Männern, für Männer, die zumindest lesend ihrer Komfortzone verlassen wollen.

Warum soll ich das lesen?
Deine letzte Grenzerfahrung war der Lieferdienst von Burger King.

Risiken und Nebenwirkungen
Du kannst bei warmen Zimtschnecken einfach nicht Nein sagen.

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Florian Tomaszewski

The Magazine Blueprint

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Ich bin wirklich alte Schule – nicht nur, weil ich mich mit Magazinen befasse. Ich suche in einem Buch auch zuerst nach dem Verlag. Den gibt’s aber hier nicht mehr – Conor Purcell hat seinen Ratgeber für angehende Magazin-Macher selbstverlegt und ist glücklich damit.

Wieso auch nicht, das hat bei seinem Magazin-Projekt We Are Here auch schon geklappt. Damit hätten wir nebenbei auch geklärt, dass der Mann weiß, wovon er schreibt – wie konzipiere ich ein (Indie-)Magazin, wie sorge ich für Buzz im Netz, wie halte ich mich finanziell über Wasser und wie kann ich – verrückt – sogar Geld damit verdienen?

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Ich muss dazu erwähnen, dass es mit dem ähnlich verorteten So you want to publish a magazine? schon einen sehr gutes Handbuch gibt, das ich aus vollem Herzen empfehlen kann. Und jetzt finden wir heraus, warum The Magazine Blueprint eine gute Alternative darstellt!

Conor Purcell bringt viel Erfahrung mit, und er lässt viele Magazin-Macher und Kreative zu Wort kommen. Aber das Beste ist, dass er wie ein guter Freund zu Dir spricht, Dir die Umsetzung von der Idee zum fertigen Heft erklärt, das Business, die Stolpersteine und die Details (wo der Teufel steckt!) – und zwar so, dass Du sofort etwas damit anfangen kannst. Praktische Beispiele helfen, die Tipps nachzuvollziehen, damit man das mit dem Magazin gründen nicht schon in der Startphase versemmelt – etwa mit einer exemplarischen Finanzierung, einem Zeitplan und einem Flatplan (wo kommt im Heft später welcher Text, welche Rubrik hin?).

Klar und direkt geschrieben, bekommst Du als Magazin-Gründer das nötige Rüstzeug an die Hand, um loszulegen. Einen gehörigen Schuss Motivation, Euphorie und auch Pragmatismus gibt’s gratis dazu.

Du trägst Dich mit dem Gedanken, Deinen Traum vom Magazin-Baby in die Tat umzusetzen. Greifst Du jetzt besser zu So you want to publish a magazine? oder doch besser zu The Magazine Blueprint? Das muss jeder selbst entscheiden. Dieses Buch hier ist handlicher und etwas knapper, dafür hat das andere ausführlichere Exkursionen zu erfolgreichen Magazin-Projekten mit Interviews und liefert Dir aber gleichzeitig die wichtigen Hard Facts immer auf einen Blick. Empfehlenswert sind am Ende beide. Wie schreibt Conor gleich im ersten Kapitel: „Do or do not. There is no try.“

> The Magazine Blueprint online
Conor Purcell, 2018

Sven Job

Intro, die letzte Ausgabe

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So, nun ist es also vorbei. Ich wollte mal sehen, ob ich zum Thema Auflösung der deutschen Popkultur auch noch eine Meinung beizusteuern habe.

Ein weißes Cover lacht den Betrachter an, die weiße Schrift wird keiner jemals lesen können. Eigentlich ganz smart – den Zartbesaiteten lässt sich das als Neuanfang verkaufen (aber wann? Wie? Wieso?), aber wir wissen natürlich: Es ist die Selbstauslöschung. In ein paar Jahren fragen wir uns dann, was von der Intro übrig geblieben ist, und vielleicht denken wir dabei ja auch nur an ein weißes Blatt Papier?

Wenn es ging, habe ich die Intro immer mitgenommen – auch wenn das in den letzten Jahren gefühlt etwas schwieriger wurde weil weniger Auslagestellen (Kundige werden mir nun sicher widersprechen). Die Idee dahinter, dass unsere Popkultur dort ihr Zuhause hat, die hat mir immer gefallen, aber Musikjournalismus mit Rezensionen und Interviews habe ich ehrlich gesagt für mich schon vor zehn Jahren abgehakt. Ja ok, Künstler YZ hat jetzt nach seinem kraftvollen Debüt seine zweite LP draußen, und sie klingt erwachsener, mutiger – schnarch. Schön war hingegen, dass Intro mit Reportagen (nicht nur zu Musik) auch versucht hat, etwas tiefer zu gehen. Alles in allem tut es mir aber für die Leute leid, die heute zehn Jahre jünger sind als ich und sich von einem Leben als Musikschreiber etwas Glamour und Sinn versprechen – denn vielleicht wird das alles nun zu Grabe getragen?

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Das finale Heft liefert routiniert ab. Natürlich gibt es Texte übers Scheitern, und zwar nicht nur mit diesem Gelaber von wegen „Kopf hoch“ und „das Ende ist immer auch ein Anfang“ – nein, es gibt auch einen Artikel mit richtig wütendem Mittelfinger, was das Scheitern, wirtschaftliche Zwänge etc. betrifft, und der tut richtig gut. Aber davon mal abgesehen: Gab es Kontroversen um Intro, in Intro, in der Redaktion (vielleicht auch in jüngerer Zeit)? Den Laden hätte man jetzt natürlich schön abfackeln können. So was wäre doch unterhaltsam! Aber es ist geschenkt, dann wird schmutzige Wäsche eben woanders gewaschen.

Vorne im Heft steht, dass Content gekürzt werden musste wegen der vielen Werbung von den vielen dankbaren Anzeigenkunden, die alle noch mal mit rein wollten. Das fühlt sich nur so mittelgut an. Überhaupt war Werbung auch immer ein ulkiges Thema in der Intro. Da gab es seltsame Advertorials von Coca-Cola und Crosspromotion für allen möglichen Kram, der mit Sneakers, Schnaps und Kopfhörern zu tun hatte. Zum Schluss daher trotz allem ein Zitat aus einer Anzeige: Wir sagen Tschüss. Das heißt auf Wiedersehen.

> Intro online

Sven Job

JWD.

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Shows moderieren, Preisverleihungen hosten, mit Werbung viel Geld verdienen, geil aussehen und jetzt auch noch ein Magazin – gibt es etwas, was Joko Winterscheidt eigentlich nicht kann? Wer so viel Erfolg hat, braucht auf den Hate nicht lange zu warten, das kennt Joko bestimmt schon sehr gut. Er steht da drüber, da sind wir uns sicher. Und versuchen, ganz neutral an Joko Winterscheidts Druckerzeugnis ranzugehen, das im April unter der Stern-Marke erschienen ist.

Ein Magazin fest mit einem bekannten Gesicht zu verknüpfen, kann super funktionieren. Barbara Schöneberger hat das mit Barbara gezeigt und vor ihr Linda de Mol, deren Magazin Linda es schon ewig (und sehr erfolgreich) gibt. Also warum nicht auch Joko?

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Joko ist “Editor-at-very-large”, aber das ist egal – er ist mehr der Aufhänger für die Geschichten und ja weniger ein Journalist. Ein bisschen anarchisch, ein bisschen mutig und irgendwie in der ganzen Welt unterwegs – damit verbindet man den Moderator, und dafür soll auch JWD. stehen. Deutschland ist schon manchmal crazy und die Welt dann richtig verrückt – dafür geht es nach Teneriffa mit fremdem Gepäck, zu einem Tinder-Date nach Paris (aber halt nackt), in ein Dortmunder Bordell mit Sex-Puppen.

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Hinten im Heft geht’s dann um Stil, also um schöne Sachen, die man kaufen und tragen kann. Und ein Funken Popkultur kommt hier und da auch noch vor. Sieht man sich die Kolumnen und Pieces an, dann muss man schon an die NEON denken und erst recht bei den Reportagen, die alle Abenteuer schreien – und, na ja, ganz okay gehen. Extra-Props gehen an den Anzeigenverkauf, denn auch bei der Werbung im Heft ist Joko persönlich dabei (Audi, s.Oliver). Aber wenn’s dem Erfolg hilft – why not?

Warum soll ich das lesen?
Der Gesamteindruck: Geht in Ordnung, wenn Du zur Zielgruppe gehörst. Außerdem: Die erste Ausgabe hat sich schon sehr gut verkauft und alle Ampeln stehen auf Grün. Nur die Hashtags überall nerven, sind die nicht eher so 2011?

Risiken und Nebenwirkungen
Vielleicht stellt sich JWD. doch nicht als Nachfolger der NEON heraus. Die Tipps zum Erwachsenwerden und erfolgreicher Beziehungsführung müssen dann woanders herkommen.

> JWD. online

Sven Job

Serienmagazin

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Amazon Prime, Sky, Netflix, legal oder illegal – Serien schauen ist schwer angesagt. Und wir gehen davon aus, dass Ihr das genauso gerne macht wie wir. Comedy, Fantasy, Sci-Fi, Drama – im Moment scheint der Output geradezu zu explodieren. Vor allem Netlfix scheut keine Kosten und verpflichtet Stars wie Adam Sandler und Dave Chapelle oder holt gleich ganze Franchises aus der Versenkung wie Full House und Star Trek, um die Gemeinde zu versorgen. Da verliert man schon mal die Übersicht – und dafür gibt es jetzt das Serienmagazin.

115 Neustarts werden hier vorgestellt und bewertet. Viele nur knapp, aber bei dieser Masse ist das wohl der einzige Weg. Es steht auch dabei, wo die Serie zu sehen ist – sehr praktisch. Für einen Überblick mag das ganz gut sein, aber natürlich hat jeder was zu meckern: Einige sehr populäre Serien sind drin, andere dann aber nicht. Und manche Neustarts sind eigentlich gar keine, sondern laufen schon eine Weile. Das Titelthema zu “Game of Thrones” ist nicht viel mehr als eine Tour zu den schönsten Drehorten Europas – es dauert noch eine Weile, bis es mit der Show in die finale Staffel geht, wirklich Neues gibt es da kaum zu berichten. Und das größte Problem: Infos zu neuem Serienstoff, Schauspielern, wie & wann es weitergeht – das passiert online alles so schnell, das dieses Magazin, das zunächst nur halbjährlich erscheinen soll, da hinterhinken wird.

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Darum ist es umso wichtiger, mit Tiefgang zu punkten – also Interviews, Reportagen, Making Ofs. Im Serienmagazin findet sich ein Interview mit Gillian Anderson und David Duchovny zu “Akte X” und eins mit Daniel Brühl zu “The Alienist”. Die Darsteller von “Will & Grace” sprechen über ihr Seriencomeback. Dieser Magazin-Teil ist noch ausbaubar. Warum nicht z.B. einen Essay bringen über die Renaissance von (dystopischen) Sci-Fi-Serien, von denen es im Moment so viele gibt (“Altered Carbon”, Black Mirror”, “Westworld”, “ST Discovery” etc.)?

Das Potential ist da und ich wünsche dem Magazin den Erfolg, den z.B. torrent leider verwehrt blieb. Denn im Moment sieht es im Zeitschriftenregal bei diesem Thema ziemlich dünn aus. Solange die Zielgruppe groß genug ist, müssten sich doch auch genug Leser finden, oder?

Warum soll ich das lesen?
Wenn es wieder heißt, lies doch mal was, anstatt immer nur zu glotzen, dann kannst Du auf das Serienmagazin verweisen. Auch, wenn es nur halb zählt.

Risiken und Nebenwirkungen
Mit Deiner Seriensucht wird es noch schlimmer – 115 Neustarts. Hundertfünfzehn – und nur ganz wenige fallen in der Bewertung durch. Die musst Du alle sehen, alle!

> Serienmagazin online

Sven Job

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