Gain

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Auf dem Markt der Game-Magazine hat man die Wahl: klassische Ware, in der Neuerscheinungen vorgestellt und besprochen werden oder anspruchsvolle Kost wie WASD, das sich mit Themen wie Tod oder Freiheit in Games auseinandersetzt. Einen Mittelweg beschreitet Gain, das alle drei Monate erscheint.

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Positiv ist schon mal, dass das Magazin ohne Werbung auskommt. Auch sonst wirkt es wohltuend aufgeräumt. Im ersten Teil werden aktuelle Titel vorgestellt, erfrischend ist dabei die direkte Ansprache des Lesers. Mit Themen wie Selbstreferentialität & Grenzüberschreitung oder Vielfalt & Diversität beschäftigt sich der zweite Teil von Gain. Ähnlich wie WASD spricht Gain damit Games eine kulturelle Bedeutung zu, und das können wir nur gutheißen! Denn auch wenn das Feuilleton der großen Zeitungen immer wieder mal rüberschielt, manchmal bleibt das Gefühl, dass sich Games ihren Respekt in der Gesellschaft noch erkämpfen müssen.

Etwas irritierend allerdings wirkt der Ausstieg aus dem Heft. Mit der letzten Seite eines längeren, wunderbarerweise sogar gespiegelten Artikels, ist der Leser auch mit Gain durch. Game Over. Vorbei. Ein Rausschmeißer täte hier gut und würde das Schlussmachen etwas sanfter vollziehen. Ansonsten ist dieses Magazin eine unbedingte Empfehlung für jeden, für den Games nicht nur zum Zocken da sind.

Warum soll ich das lesen?
Games sind so viel mehr als hübsche Grafiken und High Scores.

Risiken und Nebenwirkungen
Nachdem sich alle beschwert haben, dass du endlich mal den Controller aus der Hand legen sollst, stört es sie jetzt, dass du deine Nase nicht mehr aus dem Heft nimmst.

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Florian Tomaszewski

hossa!

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Jetzt besprechen wir hier schon seit einigen Jahren Magazine. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dabei: Wir setzen uns für eine gewisse Zeit mit einer Welt auseinander, mit der wir ansonsten wenige bis gar keine Berührungspunkte haben. Zum Beispiel Bergsteigen, oder Gespenster, oder eben: Deutscher Schlager.

hossa! kommt mit dem Anspruch in die Regale, auf den üblichen „unseriösen Klatsch und Tratsch“ zu verzichten, wie es Chefredakteur Michael Humboldt im Editorial formuliert. So wird das Magazin auch nicht im üblichen Wochenrhythmus, sondern zweimonatlich erscheinen. Auch optisch möchte man sich von der Freizeit Revue und ähnlichen Blättchen absetzen und setzt auf einen klassischen Magazin-Look. Helene Fischer (na klar!) in schwarz-weiß und goldene Letter unterstreichen diesen Anspruch.

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Viele Namen im Heft kennt man dann selbst als Laie – schließlich ist der Schlager schon längst im Mainstream angekommen und die letzte Cash-Cow der Plattenfirmen. Inhaltlich wirkt es an manchen Stellen aber überfrachtet, so als wollten die Macher möglichst viele Themen und Namen in der Erstausgabe unterbringen. Warum werden beispielsweise genrefremde Bücher und DVDs auf den letzten Seiten besprochen? Negativ aufgefallen ist mir auch die nicht immer klare Trennung von redaktionellen Beiträgen und Werbung. So findet man in der Rubrik „Freizeit“ den Bericht über ein Sommer-Open-Air in Österreich, schwärmt in diesem aber hauptsächlich über das Hotel, in dem man untergebracht wurde. Adresse und Kontaktdaten werden natürlich gleich mitgeliefert.

Genau wie der „neue“ Schlager, will auch hossa! eine Zielgruppe ansprechen, die mehr will als wöchentlichen Klatsch und Tratsch aus der Regenbogenpresse. Ob hossa! seine Nische findet und die selbstbewusste Schlagerszene endlich ein adäquates Magazin bekommt, wird sich zeigen.

Warum soll ich das lesen?
Irgendwann hört jeder Schlager. Auch du!

Risiken und Nebenwirkungen
„Das ist Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle?“

> hossa! online

Florian Tomaszewski

Der blinde Fleck

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Den guten Lesegeschmack von Sara Lisa kennen wir schon aus unserer Kolumne Was liest du? Die umtriebige Hamburgerin ist Journalistin, Tresenfrau in St. Pauli – und hat nach dem ABC Magazin-Laden nun ein neues Projekt am Start: das Fanzine Der blinde Fleck.

Ich finde, es sollte viel mehr Magazine geben, die sich in 20 Minuten weglesen lassen. Dann käme man ja auch zu mehr! Sara Lisa hat uns den Gefallen getan, denn ihr Zine ist klein – und fein. St. Pauli ist die Basis, in der sie Menschen trifft und mit ihnen spricht. Die erzählen von ihrem bewegten Leben. Oder man unterhält sich darüber, was man unter „ungehorsam“ versteht, denn das ist das Thema, das als inhaltliche Klammer fungiert. Roxy, acht Jahre alt, könnte öfter auf ihre Mutter hören. Schiedsrichter Ulli Barth hingegen erzählt von den Regeln, die man als Fan auf St. Pauli besser befolgen sollte.

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Warum soll ich das lesen?
Der blinde Fleck ist klein und schick. Gerne möchten wir mehr Ausgaben sehen, denn so schnell ist St. Pauli ja nicht auserzählt!

Risiken und Nebenwirkungen
Du fängst an, Dich für Zines zu begeistern. Diese Welt ist ganz neu für Dich! Ein halbes Jahr später schreibst Du regelmäßig für Voll auf die Presse, natürlich ohne Entlohnung. Das hast Du jetzt davon.

Sven Job

#beHype

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Zehnjährige Mädchen, wir haben Euch nicht vergessen. Ihr gehört doch zu unseren treuesten Lesern, wenn Ihr unsere Magazin-Reviews hitzig auf dem Schulhof diskutiert. Wenn Ihr uns jetzt nur nicht mehr als die „Print-Opas von diesem Trottel-Magazin“ bezeichnen würdet, dann …

Wie auch immer. #beHype ist ein Magazin über junge deutsche Internet-Stars (Instagram, YouTube und so weiter), also die Teenie-Idole von heute. Die angepeilte Zielgruppe sind „Mädchen zwischen sieben und 13 Jahren sowie [...] alle Fans von Influencern, sozialen Medien und aktuellen Trends“ – und godamnit, spätestens da werde ich auch neugierig! Passend zum Thema, hier die eigentliche Review als Liste.

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1. Das „Trend-Extra“, also alles, was vorne auf dem Magazin klebt, überzeugt auf voller Linie. Aufkleber mit Emojis, ein witziger Notizblock (lol) und Postkarten (wat) liefern den Mehrwert, um sich als Printmagazin von der digitalen Konkurrenz abzuheben. Ich meine das ernst, tut mir leid, wenn es sarkastisch geklungen hat.

2. Der Inhalt. Noch nie haben sich 44 Seiten so kurz angefühlt. Außerdem: Bei den ganzen Tier-Sachen, Basteltipps mit Glitzerschleim, aber natürlich auch Styling-Tipps und Personality-Tests kommt mir das Thema Online-Stars viel zu kurz! Ich habe mir definitiv mehr Home-Storys und intime Insights erhofft – das können auch die Super-Twins Marcus und Martinus (aus Norwegen, und jetzt auf … Instagram?) nicht retten. Schade!

3. Erscheinen soll #beHype alle zwei Monate. Das kann der Verlag aber nur als ganz große Schätzung gemeint haben. Oder soll #beHype so was wie eine Chronik sein, die längst verblichene und verschiedene Stars einer anderen Ära für immer im gedruckten Wort verewigt? Der archivierte Schatz des Internets, für immer auf Papier: dann gerne nur alle zwei Monate. Ansonsten wäre jede Woche eine neue Ausgabe aber irgendwie besser.

4. Am Ende bin ich dankbar für die Erkenntnis, dass es solche Magazine geben muss! Blättert man durch das Heft, ist nämlich gar kein Unterschied erkennbar zur Bravo. Die Poster zum rausnehmen sind auch sweet.

5. „Die echten Hype-Themen Lamas, Meerjungfrauen, Einhörner und Donuts“ (Promo) sind auch im Heft. Wenigstens das hat sich seit meiner Jugend nicht geändert, ich bin etwas erleichtert.

Sven Job

Metazine

presse123

Ein Magazin über Magazine – mehr Meta geht nicht. Logisch heißt dieses Magazin dann eben auch Metazine. Ich habe mir die zweite Ausgabe angesehen – aber wohl wäre jede andere genauso gut gewesen. Denn Metazine ist eine jährliche Publikation, so was wie ein Jahrbuch der Veranstaltungs-Reihe von Raw Print, auf deren Events die Indie-Magazin-Szene im Mittelpunkt steht. Das ist dann irgendwie auch zeitlos. Hier stellen Magazin-Macher und Grafiker ihre Arbeit vor und in Metazine erzählen sie in Interviews über die Schwierigkeiten und Hindernisse beim Magazin-Entwickeln, erzählen vom Machen und dabei Nicht-Scheitern, aber auch vom Glück, den tollen Momenten und der Entwicklung, die sie (und ihre Babys) durchlaufen haben.

Die im Heft gefeatureten Magazine geben eine bunte Mischung ab. Von etabliert bis noch sehr jung, von sehr indie bis eigentlich an jedem guten Zeitschriftenstand zu finden – darunter Delayed Gratification, IconMushpit, Weapons of Reason, Lodestars Anthology neben vielen weiteren. Spannend für alle, die sich für die Szene interessieren und vielleicht auch einige der Zines schon gelesen haben.

Warum soll ich das lesen?
Kaum zu glauben, dass Metazine ein Studentenmagazin ist (von Kunst- und Designstudenten, aber trotzdem). Hau’ das in der nächsten Redaktionssitzung Deines Studentenmagazins auf den Tisch und Du bist der Chef.

Risiken und Nebenwirkungen
Neon-rote Schrift auf violettem Grund – das muss man erst mal bringen. Und Deine Augen erst mal verarbeiten! Aber schick ist das schon.

> Metazine online

Sven Job

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