Ain’t Magazine

aint01“Ceci n’est pas une pipe” – das ist keine Pfeife, steht unter dem Bild einer Pfeife von René Magritte: bis heute die beste Metapher der Postmoderne, die man wird finden können. Das Ain’t Magazine – also selbsterklärt kein Magazin – will auf die gleiche Art kein Magazin sein, wie das Bild einer Pfeife keine Pfeife ist. “Kunst, Design, Sprache und Geschichte” sind seine vier Elemente. Wäre Ain’t ein Haus, so wäre es eine Galerie, ein Kunstinstitut, manchmal auch das St. Oberholz. Es geht darum, mit dem Medium zu spielen, zu dem Ain’t selbst gehört. In jeder Ausgabe gibt es ein Thema, oder besser noch, eine Spielregel. Die Spielregel des Hefts Nummer vier dieses Nicht-Magazins: Stille Post.

aint02Herausgekommen sind dabei 30 Beiträge, vielseitig für sich und doch immer nur eine Seite lang. Dabei greift der folgende den vorhergehenden auf wie ein kryptisches Flüstern – mal ganz konkret, indem der Betrachter das Bild der letzten Seite im Hintergrund spiegeln sieht, mal thematisch, oft auch kaum ersichtlich. Das Ratespiel, wie jetzt der Bezug zum vorhergehenden Bild vorhanden ist, macht den eigentlichen Reiz dieser Ausgabe aus. Ceci n’est pas Stille Post.

Gedruckt in Hamburg und im Seven-Inch-Format ist das Ain’t dabei aufs Viele-Male-Lesen ausgelegt. Die Sternennacht von Van Gogh guckt man sich ja auch nicht nur einmal an. Auch deswegen ist es kein Magazin wie andere. Also: Ain’t 4 ist weniger die vierte Ausgabe, als vielmehr der vierte Band einer Graphic Novel eines großen Autorenkollektivs.

Warum soll ich das lesen?
Ain’t informiert nicht, es inspiriert. Sein Zweck ist nicht Unterhaltung, sondern ein Dialog.

Risiken und Nebenwirkungen
Ceci n’est pas une magazine.

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Ulrich Mathias Gerr

South as a State of Mind

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Brennt Griechenland eigentlich noch? Das Kunst- und Kulturmagazin South as a State of Mind spricht auch ohne Flammen eine deutliche Sprache und ist gleichzeitig rätselhaft, wie Kunst im besten Sinne. Und macht klar: Der Süden als Begriff ist nicht zur Verortung da, sondern eine Geisteshaltung. A State of Mind.

Das Themenspektrum ist entsprechend riesig und geht doch immer eine Liason mit den politischen Zuständen ein, die Europa in Atem halten. So findet sich ein Interview in dem Magazin, in dem ein Wahrsager Europa die Zukunft aus der Hand lesen soll. Und Schriftsteller Ingo Niermann schlägt vor, Griechenland einfach in tausend kleine Inseln zu zerteilen. Über allem schwebt der Geist der Kunst, die alle Grenzen sowieso ignoriert und ihren Kommentar zur Gegenwart abgibt. Mal hat man danach dazugelernt, mal eher nicht. So ist es auch mit der Lektüre von South as a State of Mind. Was kann man eigentlich mehr erwarten?

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Esoterik und Theater finden ihren Platz, Kunstinstallationen werden besprochen und längst vergangener New Yorker Hacker-Partys gedacht. Berichte wie über die Biennale Venedig und auch, tatsächlich, über den Euro ziehen immer die Frage nach sich: Was bedeutet das für uns, den Süden? Wie stellen wir uns sozioökonomisch, politisch, gar revolutionär auf, wenn der Norden kommt? Essays über Norwegen, die Türkei oder den Nahen Osten gewähren weitere Einblicke in eine Welt, die aus den Fugen gerät. Ein bisschen ist South as a State of Mind auch ein Kampfblatt.

Warum soll ich das lesen?
Gegen das Establishment, gegen fette deutschen Urlauber auf Rhodos!

Risiken und Nebenwirkungen
Auf deiner Abi-Fahrt nach genau dorthin lässt du South vielleicht besser zu Hause.

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Sven Job

The Long Good Read

presse64The Long Good Read geht dahin, wo es weh tut. Die Zeitungen verlagern ihr Geschäftsmodell zunehmend ins Internet, bringen Apps auf den Markt und bauen ihre Web-Angebote mit oder ohne Paywall aus – und was macht The Guardian, die alte Dame unter den britischen Tageszeitungen? Etwas, das wie das genaue Gegenteil aussieht: Die Redaktion holt ihren Inhalt als kostenloses Angebot zurück auf die Straße. Ausgewählt von “Lesern, Redakteuren und Algorithmen” erinnert The Long Good Read zuallererst daran, warum Print so schön ist und das Hashtag #guardiancoffee auf dem Titel sagt es schon: Nämlich, um sich schön mit einem Stapel Papier ins Café zu setzen.

Entstanden ist das Projekt gemeinsam mit dem Newspaper Club, um die “Longreads”, also die journalistischen Sahneschnitten mit Tiefgang aus dem Web in eine kostenlose Beigabe zu bringen. Und das funktioniert.

presse64cWarum soll ich das lesen?
Wo geht es als Nächstes hin? Chefredakteur Jemima Kiss sagt selbst, was die Debatte um den Journalismus von morgen ausmacht: “Es geht nicht um die Zukunft der Zeitung, sondern um die Zukunft der Geschichten, die in ihr erzählt werden.”

Risiken und Nebenwirkungen
Du liest dank The Long Good Read wieder Papier und fängst dann doch an, die Seiten zu wischen. Das Internet hat sich tief in deinen Geist eingebrannt.

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Sven Job

Faux Fox

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In Österreich, dort unten zwischen Wald und Wiesen, hinter Bergen und Tälern, da geht was. Dort, natürlich in Wien, entsteht Faux Fox. Und beschäftigt sich mit Mode und Musik, Clubkultur und Alltagsterror.

Ein Heft, dass sich mit Zeilen wie “Merry Shitmas and a happy New Fear” schmückt oder in einer Fotostrecke die Schambehaarung für Unisex feiert, macht keine Gefangenen. Und so erinnert Faux Fox auch an andere Lifestyle-Magazine für alle unter 30 wie etwa VICE. Nur schade, dass der Seitenumfang gegenüber früher um ein Drittel reduziert worden ist. Material wird es doch wohl genug geben, oder?

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Das Schöne aber ist der Lokal-Touch, der dem Heft wichtig ist: Welche Pop-Acts, Modemacher, Jungpoeten und Nachtschwärmer werden aus der Alpenrepublik heraus vielleicht schon bald die Welt erobern? Die Füchse kümmern sich schon drum.

Warum soll ich das lesen?
Fuchs noch mal! Auch andere Länder haben schöne Töchter und Söhne.

Risiken und Nebenwirkungen
“Ich wurde nun mal höflich erzogen. Ich rede nur hinter dem Rücken anderer schlecht über sie.” Dafür lieben wir die Ösis.

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Sven Job

[SIC]

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Wer Magazine sammelt, muss sich irgendwann mit der Frage auseinandersetzen, wie man diese archiviert. Bei [SIC] zumindest fällt die Entscheidung nicht schwer: Es gehört ins Bücherregal. Mit viel Idealismus veröffentlicht der gleichnamige Verlag die “Zeitschrift für Literatur” von Aachen aus. Mittlerweile ist die fünfte Ausgabe erschienen, die erneut literarische Texte - mal mehr, mal weniger zugänglich – im schicken Taschenbuchformat vereint.

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In der aktuellen Ausgabe dreht sich alles um die Schweiz und Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des “Heimat”-Begriffes. Hat man da etwa die gegenwärtige Diskussion zur Volkabstimmung und das Votum der Schweizer gegen Zuwanderung vorhergesehen? Das darf man zwar anzweifeln, trotzdem macht es das Magazin gerade jetzt besonders interessant.

[SIC] kommt mit wenigen Abbildungen aus, konzentriert sich ganz auf das geschriebene Wort und wirkt wohltuend aufgeräumt. Wer Literatur in all ihren Möglichkeiten liebt, sollte einen Blick in dieses Magazin werfen.

Warum soll ich das lesen?
[SIC] ist ein gutes Argument gegen die Digitalisierung der Literatur.

Risiken und Nebenwirkung
Beim nächsten Umzug schwörst du dir, nie wieder ein Buch zu kaufen!

> [SIC] online

Florian Tomaszewski

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