Wäre es nicht schön, die besten Texte seiner Tageszeitung immer wieder lesen zu können? Gut, die Möglichkeit bietet das Internet im Grunde genommen auch, aber bis man sich zu dem entsprechenden Artikel durchgeklickt hat, vergeht einige Zeit – wenn man überhaupt ankommt. Die Süddeutsche Zeitung hat mit ihrem Magazin Langstrecke einen schönen Kompromiss geschaffen. Die Redaktion trifft eine Auswahl ihrer besten Reportagen, Interviews und Essays und bietet sie dem Leser in einer schönen Verpackung an.
Konnte man die ersten beiden Ausgaben nur online bestellen, liegt die dritte Ausgabe nun endlich auch an den Bahnhofs- und Flughafenkiosken des Landes aus. Das Themenfeld von Langstrecke ist breit gesteckt und dabei zeitlos. Über die Qualität der Texte muss man bei dem Mutterblatt wohl nicht reden. Ob politisches (“Die stille Königin” von Evelyn Roll) oder persönliches (“Mein halbes digitales Leben” von Max Scharnigg), inhaltlich ist Langstrecke eine Freude. Ein schöner Service: Zu Beginn eines jeden Textes ist die Lesedauer angegeben. So lässt sich die Lektüre perfekt an die Zugfahrt oder den morgendlichen Kaffee anpassen.
Schon vor der ersten Ausgabe hat man sich um Transparenz bemüht und den Leser früh via Startnext in die Planung eingebunden. Dabei fiel schnell die optische Ähnlichkeit zu dem Schweizer Magazin Reportagen auf, das auch thematisch vergleichbar gelagert ist. Ein verwandtes Design ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen, sei es die Covergestaltung oder die reduzierten Illustrationen im Innenteil. Während Reportagen jedoch auf ein handliches Format setzt, fällt Langstrecke durch seine Breite auf.
Das Experiment, ein Best-Of einer Tageszeitung zu drucken, geht auf. Langstrecke soll insgesamt viermal im Jahr erscheinen.
Warum soll ich das lesen?
Du hörst doch auch nur noch die Playlist mit deinen Lieblingssongs, warum also nicht das Best-Of einer Tageszeitung lesen?
Risiken und Nebenwirkungen
Du verpasst die guten B-Seiten.
Florian Tomaszewski