Eine Stadt lebt von den Menschen, die sich in ihr bewegen. Die Straßenbahnen sind voller Künstler, Musiker und Dichter. Hinter jeder Tür verbergen sich Ideen und Visionen, die umgesetzt werden von Menschen, die dafür den klassischen Lebensweg verlassen. Dass solche Lebensläufe weitaus interessanter sind, als der derzeitige Beziehungsstand von Lindsay Lohan, dachten sich auch die beiden Kölner Pascal Schöning und Niklas Krauthäuser. Mit “Mensch” haben sie ein Stadtmagazin für Köln auf den Markt gebracht, das nichts weniger will, als die Geschichten all der Verrückten und Träumer da draußen zu erzählen. Das “Magazin über Persönlichkeit” besticht durch starke Portraitaufnahmen und eine edle Aufmachung. Krauthäuser und Schöning stammen beide aus der Werbebranche, wissen also, dass der Look so wichtig wie der Inhalt ist. Wir haben uns mit beiden zu einem Gespräch getroffen.
Könnt ihr was zur Entstehungsgeschichte von “Mensch” erzählen?
Pascal Schöning: Schon seit ich 15 bin, denke ich darüber nach, ein Magazin zu machen. Vor cirka 6 Jahren hat es mich dann beruflich in die Richtung Editorial Design verschlagen und so kommt man natürlich tiefer in das Thema rein. Nachdem ich dann lange nach dem richtigen Thema gesucht habe, bin ich beruflich mit Niklas aufeinander gestoßen, der ja hauptsächlich Portraitfotografie macht. Wir sind schnell auf das Thema “Menschen” gekommen und haben auch gleich festgestellt, dass so ein Produkt gar nicht auf dem Markt vorhanden ist. Es gibt zwar unzählige Celebrity-Magazine, aber nichts, was den normalen Menschen auf der Straße behandelt. Wir haben uns jetzt einfach mal ganz frech erlaubt, eben diesen auf den Titel zu erheben und die Persönlichkeit des Einzelnen in den Mittelpunkt eines Magazins zu stellen.
Wie entscheidet ihr denn, welche Persönlichkeit in eurem Magazin stattfindet? Läuft das auch über entsprechende Kontakte?
Niklas Krauthäuser: Wenn es jemanden gibt, der beispielsweise eine interessante Ausstellung gemacht hat, oder der in einem außergewöhnlichen Tätigkeitsfeld unterwegs ist, dann hört man da natürlich von. Bis jetzt sind fast alle Kontakte persönlich oder über Bekannte entstanden.
PS: Da lassen wir uns auch die Freiheit, uns neuen Dingen zu öffnen. Die Idee ist ja jetzt erst einmal, ein regionales Magazin zu machen. Das heißt, wir beschäftigen uns mit Leuten, die im Bereich Kunst, Kultur oder Musik unterwegs sind und versuchen da auch ein wenig Trendscouting zu betreiben, also auch Leute vorzustellen, die noch nicht so präsent sind.
Ein Alleinstellungsmerkmal muss die Person also schon mitbringen?
PS: Wir versuchen die persönliche Geschichte einer Person, die auch ein stückweit aus dem Rahmen fällt, aufzugreifen und den ungraden Lebensweg zu schildern. Das ist auch in allen Bereichen denkbar, sofern natürlich die Geschichte erzählenswert ist.
Richtet sich “Mensch” denn auch hauptsächlich an einen Personenkreis, der im kulturellen Bereich tätig ist?
PS: Natürlich liegt es erst einmal nahe, dass die Käuferschicht immer auch potentielle Interviewpartner von uns sind. Aber eigentlich möchten wir ein Magazin für Köln auflegen, welches auch für andere Zielgruppen interessant ist und durch das der Leser erfährt, was in seiner Stadt los ist. Sicher ist nicht allen Kölnern bewusst, was hinter den Kulissen geschieht und wir wollen die Dinge, die in einer Subkultur stattfinden, auf eine größere Bühne heben.
Als klassisches Stadtmagazin seht ihr “Mensch” aber nicht?
PS: Da gibt es für uns eine ganz klare Trennung. Wir haben uns bewusst gegen Veranstaltungshinweise im Sinne von einem Kalendarium oder ähnlichem entschieden. Vielmehr wollen wir zeitlosen Inhalt präsentieren. Der Versuch, den Ist-Zustand abzubilden, würde ja schon daran scheitern, dass dieser bei Heftdruck bereits veraltet ist. Die Idee ist es eher, Personen zu spiegeln, die morgen auch noch da sind.
Sobald man euer Magazin in die Hand nimmt, fällt die hochwertige Produktion auf.
PS: Wir hatten zu Beginn der Produktion noch zwei recht unterschiedliche Ansätze und haben uns da natürlich auch mit der Frage der Refinanzierung auseinandergesetzt. Letztendlich haben wir uns dann für ein Konzept entschieden, was wenige Kompromisse eingeht. Dies hatte eine kleinere Auflage zur Folge, aber auch eine höhere Qualität des Magazins. Zwischenzeitlich gab es aber auch, wie gesagt, die Idee, das Ganze mainstreamiger und auflagenstärker anzugehen. Uns wurde jedoch schnell klar, dass Klasse besser ist als Masse und aus der Not haben wir so auch eine Tugend gemacht, da wir schon bei der Akquise von Anzeigen zu viele Kompromisse hätten machen müssen. Im Nachhinein sind wir über unsere Entscheidung sehr froh.
Wartet ihr jetzt erst einmal die weitere Entwicklung ab, oder ist eine zweite Ausgabe schon sicher?
NK: Bis eine zweite Ausgabe erscheint, ist erst einmal jede Menge Online Content geplant. Wir wollen auf diesem Weg auch Interviews veröffentlichen, die nicht in der nächsten und auch nicht in unserer aktuellen Ausgabe zu finden sind. Wir legen zukünftig noch einen großen Schwerpunkt auf unsere Homepage.
PS: In der Anfangsphase wollen wir mit dem Print-Heft natürlich Fakten schaffen. In der Nachbereitung kümmern wir uns dann sehr stark um den Ausbau des Online-Auftrittes mit allen Parametern, die in diesem Bereich so üblich sind. Damit möchten wir natürlich in den Lebensbereich unserer Zielgruppe vordringen. Dazu gehören eben auch Facebook und unser Blog, den wir immer wieder mit Content füllen, der nicht zwangsläufig aus dem Heft kommt. Dass eine zweite Ausgabe kommt, würde ich aber als sicher beschreiben. Im Augenblick haben wir ein halbjährliches Erscheinen angedacht, allerdings kann sich das zukünftig noch ändern und ist stark davon abhängig, wie der Markt unser Magazin annimmt. In diesem Jahr werden wir aber auf jeden Fall noch eine zweite Ausgabe herausbringen.
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Florian Tomaszewski