Draussenseiter

Wer eine Stadt zum ersten Mal bereist, der tut das oft mit der Bahn. Der Bahnhof ist das erste, was man sieht – eine Visitenkarte der Stadt. Was aber ist das erste, was man in der Stadt und über sie liest? Ein Vorschlag: Straßenmagazine, die oft von Obdachlosen angeboten werden – gerne gleich am Bahnhof selbst. Wer einen Blick riskiert, erkennt sofort, dass diese Straßenmagazine sich in kaum einem Land einer derartigen Beliebtheit erfreuen wie in Deutschland. Warum ist das so? Was sind diese Hefte wert? Und was sagen sie über den Ort aus, in dem sie erscheinen? Ab jetzt in loser Folge: Die Kolumne zum Straßen- und Stadtmagazin.

Den Anfang macht das – reiner Zufall – älteste Heft in Deutschlands Straßen, der Draussenseiter. Aufmachung und Name änderten sich mit der Zeit, von Bank-Express zu Bank Extra – ach, geschenkt. Zu lange aufhalten sollte man sich nicht an den Namen, die sind oft Mittelmaß, die dann der Content hoffentlich übertrifft. Da darf man ja einiges erwarten: Ein Teil der Mitwirkenden lebt nun mal auf der Straße, ist immer draußen und unterwegs. Bekommen die nicht so einiges mit? Kennen sie nicht die Stadt am allerbesten? Bringen sie also “die Weisheit der Straße” ins Heft? In dieser Kolumne werden wir den Antworten hoffentlich Magazin für Magazin näher kommen.

Im besprochenen Heft liegt der Schwerpunkt bei den Frauen. In diesem Kontext also: Frauen, die keinen festen Wohnsitz haben. Wie kommt man von der Straße runter? Welche Einrichtungen gibt es speziell für sie? Oft ist das Heft also Ratgeber für Obdachlose. Der Ton der Artikel ist dabei mal persönlich, mal politisch. Und sicher soll auch die Öffentlichkeit über ihre Bedingungen aufgeklärt werden. Leider schreiben wenige der Betroffenen selbst. Wie viele Leser jede Ausgabe wohl erreicht? Am Vertriebsnetz kann es jedenfalls nicht liegen.

> Draussenseiter online
> International Network of Street Papers

Sven Job