YPS

Deutschland steht Kopf. Arglose Menschen kippen sich die Urzeitkrebse in den Morgenkaffee, stecken sich mexikanische Springbohnen in die Hose und malen sich Zaubertinte ins Gesicht. Vor Schreck. Denn: YPS ist ausverkauft! Erschienen ist das erste Heft der Neuauflage am Donnerstag, den 11. Oktober und jetzt, nur wenige Tage später werden die Vorräte knapp. Keine Magazine mehr am Kiosk, das aktuelle Gimmick muss erst nachgezüchtet werden (es sind natürlich: die Krebse, Fachterminus Artemia salina), Egmont Ehapa hat einfach viel zu wenige Exemplare drucken lassen. Recherchen vor Ort haben ergeben, dass das Heft in den großen Buchhandlungen schon nach einer Stunde ausverkauft war – also am frühen Donnerstagmorgen des Relaunchs. Und weil eben das Gimmick nicht so leicht nachproduziert werden kann wie das Heft selbst, kann es noch dauern, bis eine zweite Auflage nachgeschoben wird. Verrückt. YPS, worum geht’s?

Das Heft ist eine Legende unter den Comic-Magazinen und hat Biografien ganzer Generationen geprägt, besonders in den 1970er und 80er Jahren. Davon zeugen die Testimonials in der Neuauflage von Thomas D bis Oliver Korritke. Ohne Frage: YPS 1/2012 mit Gimmick 1258 atmet auf 100 Seiten hoffnungslose Nostalgie. Die Urzeitkrebse sind da nur die Zugabe, der Bonus im Wasserglas. Man hat augenscheinlich dazugelernt bei Egmont Ehapa – ein erster Relaunch ging 2005 noch gründlich daneben, nach insgesamt vier Ausgaben war wieder Schluss, der Spagat zwischen junger Zielgruppe und nunmehr erwachsenen Altlesern ging nicht auf. Der Blick in das neue Heft indes lässt keine Zweifel offen: früher war toll, die Zukunft golden und YPS das Gadget-begeisterte Magazin für Jungs zwischen 8 und 15 Jahren. Diese Atmosphäre übersetzt Chefredakteur Christian Kallenberg erfolgreich in die Gegenwart. Kallenberg war früher übrigens für das Männermagazin FHM verantwortlich. Wenn man mal darüber nachdenkt, hat sich an seinem Tätigkeitsfeld gar nicht so viel verändert. Immer noch geht es um Spielereien für große Jungs.

Dieses Motto zieht sich jedenfalls durch das Heft: Im Grunde ist alles wie immer. Wir wollen immer noch Spion werden, mit Zaubertricks die Mädchen beeindrucken und unsere Zeit mit Videospielen verschleudern. Das Magazin ist dabei nostalgisch, ohne retro zu sein, es ist eine Verbeugung vor der kompletten YPS-Historie mit alten Comic-Nachdrucken und Anekdoten aus früheren Zeiten. Es richtet sich an Dad, manches wird aber auch den Sohn interessieren. Vielleicht nicht der Tipp, wie man eine Zigarette ascht, ohne den Boden zu ruinieren. Aber vielleicht, wo man hierzulande noch Dinosaurierknochen finden kann. Und dann sind da noch die Krebse. Alles richtig gemacht.

Warum soll ich das lesen?
Wie es schon auf dem Titel steht: “Eigentlich sind wir doch schon erwachsenen.” Aber “eigentlich” interessiert uns nicht.

Risiken und Nebenwirkungen
Die Gimmicks auszuprobieren, konnte schon in der Kindheit zu Ärger führen. Jetzt leben die meisten längst in einer Beziehung. Warum sollte es nun anders sein?

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Sven Job