Intro, die letzte Ausgabe

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So, nun ist es also vorbei. Ich wollte mal sehen, ob ich zum Thema Auflösung der deutschen Popkultur auch noch eine Meinung beizusteuern habe.

Ein weißes Cover lacht den Betrachter an, die weiße Schrift wird keiner jemals lesen können. Eigentlich ganz smart – den Zartbesaiteten lässt sich das als Neuanfang verkaufen (aber wann? Wie? Wieso?), aber wir wissen natürlich: Es ist die Selbstauslöschung. In ein paar Jahren fragen wir uns dann, was von der Intro übrig geblieben ist, und vielleicht denken wir dabei ja auch nur an ein weißes Blatt Papier?

Wenn es ging, habe ich die Intro immer mitgenommen – auch wenn das in den letzten Jahren gefühlt etwas schwieriger wurde weil weniger Auslagestellen (Kundige werden mir nun sicher widersprechen). Die Idee dahinter, dass unsere Popkultur dort ihr Zuhause hat, die hat mir immer gefallen, aber Musikjournalismus mit Rezensionen und Interviews habe ich ehrlich gesagt für mich schon vor zehn Jahren abgehakt. Ja ok, Künstler YZ hat jetzt nach seinem kraftvollen Debüt seine zweite LP draußen, und sie klingt erwachsener, mutiger – schnarch. Schön war hingegen, dass Intro mit Reportagen (nicht nur zu Musik) auch versucht hat, etwas tiefer zu gehen. Alles in allem tut es mir aber für die Leute leid, die heute zehn Jahre jünger sind als ich und sich von einem Leben als Musikschreiber etwas Glamour und Sinn versprechen – denn vielleicht wird das alles nun zu Grabe getragen?

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Das finale Heft liefert routiniert ab. Natürlich gibt es Texte übers Scheitern, und zwar nicht nur mit diesem Gelaber von wegen „Kopf hoch“ und „das Ende ist immer auch ein Anfang“ – nein, es gibt auch einen Artikel mit richtig wütendem Mittelfinger, was das Scheitern, wirtschaftliche Zwänge etc. betrifft, und der tut richtig gut. Aber davon mal abgesehen: Gab es Kontroversen um Intro, in Intro, in der Redaktion (vielleicht auch in jüngerer Zeit)? Den Laden hätte man jetzt natürlich schön abfackeln können. So was wäre doch unterhaltsam! Aber es ist geschenkt, dann wird schmutzige Wäsche eben woanders gewaschen.

Vorne im Heft steht, dass Content gekürzt werden musste wegen der vielen Werbung von den vielen dankbaren Anzeigenkunden, die alle noch mal mit rein wollten. Das fühlt sich nur so mittelgut an. Überhaupt war Werbung auch immer ein ulkiges Thema in der Intro. Da gab es seltsame Advertorials von Coca-Cola und Crosspromotion für allen möglichen Kram, der mit Sneakers, Schnaps und Kopfhörern zu tun hatte. Zum Schluss daher trotz allem ein Zitat aus einer Anzeige: Wir sagen Tschüss. Das heißt auf Wiedersehen.

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Sven Job