“Liebe deine Stadt”: Der riesige Schriftzug, angebracht über der Nord-Süd-Stadtbahn, dürfte allen Kölnern bekannt sein. An manchen Tagen klingt der Satz wie der Befehl einer Stadt, die wenig Liebenswertes zu bieten hat. Man hört ihn im Lärm der verstopften Straßen, sieht ihn in den unzähligen Bausünden der Nachkriegszeit, schmeckt ihn aus einem abgestandenen Kölsch heraus.
Jedoch, da kann man viele Locals fragen, wird aus dem vermeintlichen Befehl irgendwann ein Bekenntnis: “Ich liebe meine Stadt”. Trotz, oder besser: wegen ihrer Unvollkommenheit. Diese Umkehrung gipfelt schließlich darin, dass sich an Karneval alle besoffen vor Glück (oder Kölsch) in den Armen liegen und die Herrlichkeit ihrer Heimat besingen. Warum hier überhaupt etwas schlecht sein sollte, fragt man sich nach der Lektüre der Qvest Metropolen Issue No.3 erst recht. Bekommt Köln in dieser doch einen edlen Auftritt.
Nach Paris und Zürich widmet sich das Modemagazin nun also ganz der Metropole am Rhein. Doppeltes Heimspiel sozusagen, schließlich ist hier nicht nur Redaktionssitz von Qvest, sondern auch unser Revier. Der Blick ins Heftinnere wird dadurch natürlich umso spannender. Freude, wenn seine Lieblingsbar Erwähnung findet. Enttäuschung über das vergessene Stammrestaurant. Verwunderung ob mancher Erwähnung. Wie das so ist, wenn man meint, schon alles zu kennen. Mir kann keiner was erzählen. Qvest kann. Die Liste der Empfehlungen, denen man unbedingt einmal selbst nachgehen muss, wird beim Lesen immer länger. In welcher Stadt hab’ ich eigentlich all die Jahre gewohnt?
Das Magazin ist dabei mehr als eine reine Ansammlung von Vorschlägen, sondern bietet ebenso Fotostrecken, interessante Features und Interviews. So kommt nicht nur die Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu Wort, auch Kompakt-Held Michael Mayer und Pianist Chilly Gonzales, der in Köln seine Heimat gefunden hat, kommen ins Schwärmen. Und wer will schon an deren Urteilskraft zweifeln?
Kritisieren kann man, dass die die Tipps sich sehr auf die Innenstadt, speziell das Belgische Viertel konzentrieren, schließlich sind in den letzten Jahren auch andere Stadtteile wirklich interessant geworden, aber der Qvest-Leser geht wohl eher in den Salon Schmitz als in die Kalker Eckkneipe, von der jetzt alle reden. Dennoch: wer es schafft, Köln 240 Seiten voller Kunst, Kneipen und kulinarischen Tipps zu widmen, verdient unsere Anerkennung. Diese Qvest-Ausgabe sollte dem nächsten Besuch von außerhalb dringend in die Hand gedrückt werden: Liebe meine Stadt!
Warum soll ich das lesen?
Entdecke Deine Heimat noch einmal neu. Köln ist mehr als Dom und Karneval.
Risiken und Nebenwirkungen
Zieh’ das FC-Trikot aus, bevor Du im Salon Schmitz was trinken gehst.
Florian Tomaszewski