ZEITmagazin MANN

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Vielleicht hätten wir einer Frau das ZEITmagazin MANN geben sollen. Ein weiblicher Blick darauf, wie Männer sich sehen. Oder sehen wollen. Oder sehen sollen. Das hätte sie bestimmt gut hinbekommen. Entlarvend, nüchtern, vielleicht auch spöttisch. Auf jeden Fall wäre das interessant geworden. Haben wir aber nicht. Besonnen kann ein Mann natürlich kein Heft über andere Männer anschauen. Und sagt das nicht bereits alles über uns aus?

Ein neues Männermagazin also. Aus dem Zeitverlag. Schon deshalb wird natürlich ein Typ Mann angesprochen, der gewöhnlich nie ein Männermagazin in die Hand nehmen würde. “Ich bin ein anderer”, das Zitat des Schauspielers Christoph Waltz prangt vielleicht auch deshalb gut sichtbar auf dem Cover. Der Mann, die hier zugreift, soll ja genau das denken. Ich bin anders, das Magazin ist anders. Kann ich nehmen. Aber ist ZEITmagazin MANN tatsächlich so abweichend zur Konkurrenz? Eine echte Alternative?

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Entscheidungen sind das Leitmotiv der ersten Ausgabe (einen früheren Testlauf habe wir auch besprochen). Entscheidungen, die Männer früher oder später im Leben treffen. Das kann der Fußballer Marcel Jansen sein, der mit Ende 20 dem Profigeschäft den Rücken kehrt. Oder Bodo Bruemmer, der im Alter von 96 beschließt, Winzer zu werden. Wie vom ZEITmagazin gewohnt, sind das tolle und spannende Geschichten.

Generell erinnert der gesamte Look natürlich an das wöchentliche Magazin. Jedoch kommt auch das ZEITmagazin MANN nicht ohne die üblichen Beigaben aus: Mode, Uhren, Autos, schwarz-weiße Fotos grübelnder Männer. Nur Moritz von Uslar gewährt einen kurzen Moment des Selbstzweifels, wenn er über tanzende Männer sinniert. Ansonsten dominiert der erfolgreiche Anpacker-Typ mit Hang zur Melancholie und damit leider ein gar nicht so “anderes” Männerbild.

Warum soll ich das lesen?
Um die üblichen Magazine, die Dich als Mann ansprechen wollen, machst Du einen großen (tänzelnden) Bogen.

Risiken und Nebenwirkung
Du hast das Gefühl, Du müsstest schon im Anzug in einer Bar in Singapur sitzen, um dem ZEITmagazin MANN gerecht zu werden. Und die Bar müsste Dir gehören.

Florian Tomaszewski