Wo gibt es noch Überfluss im Zeitschriftenregal? Bei den Frauenzeitschriften, bei der Yellow Press zwischen Goldenem Blatt und Neuer Revue (unsere Kollegen von Topf voll Gold singen mit Ausdauer ein Lied darüber), früher auch: bei den Männermagazinen. Männermagazine, das waren dann der Playboy oder härtere Sachen, auch Kicker und Men’s Health kann man einer überwiegend männlichen Lesergruppe zuschreiben.
Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er auf nackte Frauen, Fußball und Muckibude steht? Früher vielleicht. Und heute gibt es Versuch nach Versuch, den Mann als unbekanntes Objekt neu zu verorten, ihm eine Orientierungshilfe in dieser unübersichtlichen Zeit zu geben. Auch die ZEITmagazin-Redaktion versucht nun, zwischen monothematischen Heften zu Möbeln und Mode, Kindern und Uhren, mal ein Heft über den Mann (ein Heft über die Frau brauche es übrigens nicht, davon gibt es ja schon so viele). ZEITmann ist eine Art Testballon, was da noch gehen könnte auf dem Markt, nachdem schon letztes Jahr das ZEIT Berlin-Heft international auf Anhieb ganz gut funktioniert hat.
99 Probleme, aber ein Mangel an Magazinen für den Mann gehört nicht dazu
33 gute Nachrichten und 3 schlechte füllen ein wöchentlich erscheinendes Heft ganz gut: Moritz von Uslar schreibt über den männlichen Bauch und Western. Victoria Beckham und Karl Lagerfeld werden interviewt – aber (dieses Mal) nicht vom Meister aller komischen Fragen von Uslar. Die Botschaft des Hefts: Der Mann soll sich mal locker machen. Und ändern (sofern er das nicht schon längst getan hat). Also: Soft Skills sind ein absolutes Muss und überhaupt der Rollentausch mit der Frau okay. Und Stil ist wichtig. Ein Mann darf weinen. Das sind Sachen, die wir längst wussten. Bauch ist okay, alkoholfreies Bier auch. Wenigstens die zweite Erkenntnis würde doch so auch gut in Men’s Health passen.
Warum soll ich das lesen?
Mit den Muppets hat das Heft nur am Rande zu tun. Dann sprichst du mit deinen Freunden eben über dieses “neue” Männerbild, von dem du in ZEITmann gelesen hast.
Risiken und Nebenwirkungen
Ist das Heft eine Testfahrt für ein neues Magazin? Oder nur ein Themenheft der ZEIT? Oder nur ein mächtig aufgeblasenes Feuilleton-Ressort über das, was moderne Männlichkeit wohl so ist? Vielleicht gefällt dir das Heft besser als beabsichtigt, aber bis es regelmäßig alle vier Wochen erscheint, kannst du lange warten. Vielleicht.
Sven Job