Uns Männern scheint es schlecht zu gehen. Nach Jahren im Fitnessstudio (Premium-Mitglied), in Meetings (Platz neben dem Chef), in Zügen (BahnCard 100) und im Flieger (Business Class) nimmt man uns nun zur Seite und spricht beruhigend auf uns ein: Mach mal langsam, komm mal runter, fäll’ ein Baum, bau ein Kanu.
Bei Gruner + Jahr heißt die Beruhigungspille Wolf und ist “Das Männer-Magazin fürs Wesentliche”. Auch der Wolf ist ja vom Alpha- zum Sorgentier mutiert, auf den nicht mehr vor Furcht der Finger gerichtet wird, sondern der Gewehrlauf. Vielleicht heißt das Heft aber auch einfach so, weil es als Special der Entschleunigungsbibel Flow erscheint und irgendjemand mal auf die Idee gekommen ist, “Flow” rückwärts zu lesen. Egal. Was will der Wolf also von uns?
Vor allem, dass wir mal runterkommen. Innehalten. Verzichten. “Mehr offline. Mehr Freiheit” heißt das auf dem Cover mit dem VW-Bus, der dafür scheinbar immer wieder herhalten darf. Im Heftinneren sind das dann Männer und ihre Hütten im Grünen, Mental Training (“Bodybuilding für die Seele”) oder die gute alte Schallplatte. Ähnlich wie mit dem ZeitMagazin MANN hält man mit Wolf ein Heft in den Händen, dass sich von Männermagazinen wie Men’s Health oder FHM bewusst absetzt und den Leser eher auf die Yogamatte statt auf die Hantelbank schickt. Die Limited Edition – das gibt es jetzt auch bei Magazinen? – erscheint zusätzlich mit einem Auto-Quartett und einer herausnehmbaren Reportage des New York Times Magazine.
Der Wolf will vielleicht vor allem eins: einfach mal wieder gestreichelt werden.
Warum soll ich das lesen?
Entspann dich, Mann!
Risiken und Nebenwirkungen
Selbst dafür brauchen wir eine Anleitung. Können wir nicht auch einfach auf dem Sofa sitzen und fernsehen?
Florian Tomaszewski