Die Erstausgabe von Winter kommt in unsere Redaktion hereingeschneit wie eine ganze Baumladung Kirschblüten – denn eigentlich ist schon Frühling, fast Sommer. “Love, cold and other emotions” liest der Untertitel – das passt zwar nicht mehr so in den April 2014, aber das liegt an Redakteuren wie mir, die ihrer Arbeit nicht nachkommen – nicht etwa an schlechtem Timing der Heftmacher. Die sitzen in Berlin; Kati Krause gehört dazu und die macht ja selbst viel in Sachen Zine-Kultur, etwa die Veranstaltungsreihe Tinta de la Casa gemeinsam mit Do you read me?
Das Magazin handelt von Kunst, von zwischenmenschlicher Nähe, vom Reisen und niemals Ankommen. In seinen Seiten finden sich dabei schön monochrome Fotoreportagen genauso wie leise Geschichten von den Enden der Welt, von Wetter und Wald, Kälte und Dunkelheit. Denn wo Schatten ist, ist immer auch Licht. Oder war es umgekehrt?
Eine Reisegeschichte in Finnland führt den Autoren in die Introspektive, an anderer Stelle lässt ein Tagebuch den Februar als schönste Zeit des Jahres erscheinen. Und das ist schon ein Kunststück für sich. Arty ist Winter dabei gar nicht so ausgefallen, das Heft ist angenehm lesbar geworden und voller interessanter Stücke. Und auch wenn es mit dem Winter im echten Leben nun eine ganze Weile vorbei ist: Winter eignet sich sicher hervorragend als Strandlektüre, Capri-Eis in der anderen Hand und Grill-Geruch in der Nase.
Die Essays und Short Stories im Heft finden sich im Appendix übrigens auch in englischer Übersetzung; des Deutschen mächtig muss man also gar nicht sein. What a nice touch. Als nächstes werden mit dem Magazin (der Titel der Homepage ist folgerichtig “A mag for all seasons”) übrigens alle Jahreszeiten durchgespielt. Noch 2014 kommt Sommer dran. Wir Kölner stellen die (beunruhigende?) Frage: Schließt dieser Plan auch die fünfte Jahreszeit mit ein?
Warum soll ich das lesen?
Play it cool.
Risiken und Nebenwirkungen
Winter inspiriert und Du verschwindest schnellstmöglich nach Helsinki, wo aber inzwischen ebenfalls subtropische Zustände und Stechmücken das Regiment übernommen haben. Ach, am Ende kannst Du Dich im Berghain genau so gut vor der Sonne verstecken.
Sven Job