Für das Netzwelt-Ressort von Spiegel Online beschäftigt sich Markus Böhm hauptsächlich mit der digitalen Welt: Apps, Games, Internet. Trotzdem ist Böhm jemand, der Zeitschriften liebt. Immer schon. Immer noch. Seit 2011 betreibt er den Blog Kioskforscher, der 2013 für den Grimme Online Award nominiert wurde und auch von uns regelmäßig aufgesucht wird. Auf seinem Blog stellt Böhm skurrile Magazine vor, die vor allem beweisen, wie vielfältig der deutsche Printmarkt ist: Für jeden was dabei. Aber weil Böhm nicht nur Angler-Magazine oder die Stadlpost lesen kann, wollten wir wissen, womit er sich von seinen Recherchen erholt.
Was liest du, Markus Böhm?
Für mein Blog kaufe ich gern neue und skurrile Magazine. Bei Reisen gehe ich aber meist auf Nummer sicher und lese bewährt Gutes wie brand eins oder 11Freunde. Eine gute Wahl ist auch das SZ Magazin, das neben mich langweilenden Mode-Inhalten oft wirklich originelle Themen und Artikel bietet. Und – auch wichtig – die Geschichten sind gut recherchiert und aufgeschrieben. Zuletzt hat mich ein Text übers Sterben sehr bewegt. Schade ist, dass es das Magazin nur freitags als Beileger der Süddeutschen Zeitung gibt. Oft stehe ich Samstag am Kiosk und denke “Mist, zu spät”.
Meines Wissens in Deutschland nur im Abo gibt es Fleisch, ein Wiener Gesellschaftsmagazin. Mein Sechs-Hefte-Abo ist zwar bereits wieder ausgelaufen und ich bin zu faul, ein neues abzuschließen: Aber wenn es mich mal ins Nachbarland verschlägt, würde ich sofort wieder eine Ausgabe kaufen. Denn Fleisch sieht nicht nur schick aus – ich mag sogar die verwendete Schriftart -, sondern die Redaktion hat auch fantastische Themen- und Formatideen. Und ich kenne keinen unterhaltsameren Weg, als Deutscher etwas über Österreich und seine Sorgen zu erfahren.
“Serial”, “The Jinx”, “Making a Murderer”: Über die letzten Jahre und Monate hinweg bin ich Fan des True-Crime-Genres geworden, ob nun in Podcast- oder Serienform. Und auch auf Papier faszinieren mich seltsame, ungelöste oder erst Jahre später geklärte Verbrechen, wie sie Stern Crime sammelt, in düsterer, aber ansprechender Aufmachung. Gute Laune macht das Magazin nicht, aber hin und wieder ist mir eben nach einem Trip in die Welt des Grauens und der Serienmörder und Affektkiller.
Englischsprachige Zeitschriften kaufe ich selten, vor allem weil sie am Bahnhofskiosk meistens irrsinnig teuer sind. Manchmal aber gönne ich mir ein Heft wie das Spielemagazin Edge oder das Männermagazin Esquire. Am regelmäßigsten lese ich noch die amerikanische Wired, der es sehr gut gelingt, Technik- und Gesellschaftsthemen zusammenzubringen, und die neben Kurztexten auch lesenswerte längere Reportagen bietet. Mit dem deutschen Wired-Ableger bin ich bisher nicht so recht warm geworden.
Auch nicht günstig, aber gut ist die WASD. Das “Bookazine für Gameskultur” sammelt meistens essay-artige Texte verschiedenster Autoren, ein Oberbegriff wie “Retro” oder “Skandal” hält sie thematisch zusammen. Dadurch, dass Spielebesprechungen nur einen kleinen Teil des Magazin ausmachen, sind die Hefte auch einige Monate später noch interessant. Ich mag an WASD vor allem, wie nerdy das Heft ist: So gibt es in der “Retro”-Ausgabe zum Beispiel ein Pro und Contra zu Feuerbällen in Fantasy-Rollenspielen. Das Thema bewegt vielleicht nicht jeden: Aber wenn, dann sehr.
Noch mehr Zeitschriften gibt es im Kioskforscher-Blog von Markus Böhm zu entdecken! Wir danken dir, Markus!