Was liest du, Mark Heywinkel?

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Jemanden wie Mark Heywinkel nennt man wohl Tausendsassa, oder, weniger altbacken: Digital Native. Bereits 2014 zählte ihn das Medium Magazin zu den “Top 30 bis 30″, seitdem und vorher schon war Heywinkel für diverse Projekte und Plattformen tätig, online, offline, oder beides gleichzeitig. Aktuell ist er Redaktionsmitglied bei ze.tt in Berlin und organisiert den Mediensalon in Hamburg. Zwischendurch schärft er sein Profil auf sämtlichen Social-Media-Kanälen oder kuratiert seine Spotify-Liste. Welchen Magazinen schenkt so jemand seine kostbare Zeit?Fragen wir ihn doch mal.

Was liest du, Mark Heywinkel?

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Vor zwei Jahren moderierte ich beim Reeperbahn Festival durch eine Diskussion zu der Frage, mithilfe welcher Medien sich diese jungen Menschen heutzutage über Musik informieren. Zwei der sogenannten Millennials saßen mit auf dem Podium und antworteten: Mit gar keinen. Spex, Musikexpress, Rolling Stone? Nehmen sie niemals in die Hand. Musik würden sie auf Spotify, iTunes oder über Youtube hören – Plattenkritiken oder Künstlerinterviews zu lesen, käme ihnen nicht in den Sinn. Ich kann das gut verstehen: Meine Freizeit nutze ich auch lieber zum Musikhören, statt mich tiefergehend mit Künstler*innen zu beschäftigen. Höchstens scrolle ich einmal die Woche über Pitchfork.com, um dem neuen heißen Scheiß nachzuspüren. Zum Hinsetzen und ausführlichen Lesen bringt mich nur dieses Magazin: die Intro. Weil sie so gut gelayoutet ist, weil die Menschen sympathisch wirken, die dafür arbeiten. Und weil ich dort ab und an auf Bands stoße, die im Überangebot der Streamingangebote an mir vorbeigezogen wären.

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Als ich zum ersten Mal “Faust” las, kam ich nicht ganz mit. Erst eine Inszenierung mit Bruno Ganz machte mir den Stoff greifbar. Daraufhin las ich “Faust” erneut, ich wurde Fan. Dass ich so lange gebraucht habe, um mit Goethes Werk warm zu werden, hat vielleicht dafür gesorgt, dass ich heute mit einer gewissen “Faust”-Hellhörigkeit durchs Leben gehe – alles, was damit zu tun hat, interessiert mich. Und so stolperte ich über die “Faust”-Ausgabe des Buchs als Magazin, dessen Konzept ich seitdem groß bewundere: Zweimal jährlich erscheint das Magazin sowohl mit dem Originaltext eines Klassikers – vor “Faust” gab’s unter anderem Schnitzlers “Traumnovelle” oder Kafkas “Verwandlung” – als auch mit zum Thema passenden journalistischen Texten. Schöne Geschichten sind das, gedruckt auf dickem Papier. Das ist ein Magazin, das man auch gut verschenken kann.

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Fluter, das Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erscheint einmal im Quartal, jeweils zu einem Schwerpunktthema. Das aktuelle lautet “Identität”, die Ausgabe beginnt mit einem Interview mit Wolfgang Engler, dem Leiter der bekannten Berliner Schauspielschule Ernst Busch. Einen Schauspielausbilder, der sich mit Menschen und Charakteren per Profession gut auskennt, nach dem Wesen der Identität zu befragen, finde ich ziemlich clever – wie auch sonst alles, was der Dummy-Verlag mit dem Fluter für die bpb produziert. Ein Abo ist kostenlos, jede*r sollte es abschließen.

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Außer dem Fluter beziehe ich keine Abos mehr, ich bin ein Magazinspontankäufer und bei der Lektüre arg inkonsequent: Manchmal kaufe ich ein gut gemachtes Magazin, um dann bloß einen Artikel zu lesen, bevor ich es wieder entsorge. Dem ZEITmagazin gelingt es am häufigsten, dieses schludrige Nutzerverhalten zu durchbrechen: Ich freue mich über den neuen Janosch, springe zur Deutschlandkarte, zurück zur Gesellschaftskritik, gluckse fröhlich bei den elitären Liebesgesuchen im hinteren Teil, lese die Titelgeschichte – um irgendwann festzustellen, dass ich wieder ein ganzes ZEITmagazin gelesen habe. Das sagt doch alles.

Die Homepage von Mark findet ihr hier. Vielen Dank, Mark!