Cyan, Magenta, Yellow
Wann bekommt man als Redakteur mal die Gelegenheit, Doppelseiten auf 1 Meter x 0,7 Meter zu gestalten? Und was macht man daraus?
Man macht daraus ein Ereignis, das im Handel keine Gefangenen nimmt. Dafür höher und weiter ist, romantisch und eklektisch, alles und zu viel. Bunter auch, schließlich buchstabiert das Thema dieses Mal C-O-L-O-R. Andere sprachen bei Upon Paper von der “Erotik des Papiers” und einer “bigger than life”-Haptik. Das ist uns, entschuldigung, viel zu schwülstig-feucht. Mit nassen Fingern sollte man ein Magazin auch besser gar nicht anfassen. Aber es stimmt schon: Das Magazin ist erst einmal verdammt groß. Die Ausmaße übersteigen die der Vogue, der N.Y. Review of Books und auch der F.A.Z. Holy Shit!
Orchidee in Pfirsichtönen
Und im (aller-)größten Maße geht es um Design & Kunst, Photographie & Grafik. Farbe ist das alles dominierende Element, aber auch Skulpturen (Nick Knight), Codes (Peter Saville), Aquarellen (Kim Gordon) und viele starke Fotografien – von unter anderen Anita Back. Es ist Wahnsinn in Methode – und mit dem red dot award für Design auch schon gewürdigt worden. Am Ende bleibt mit Upon Paper ein Ereignis in Heftform, das die Krise vergisst und selbst für den Coffeetable schon zu groß ist. Viele Seiten kann sich der Leser dafür an die Wand hängen: abstrakte Kunst, Vögel ausgestopft und drapiert, exotische Blümchen in Pastellfarben.
Warum soll ich das lesen?
Die Größe zählt. Kunst strahlt auf Papier. Keine Kompromisse, von nun an. Und dann wäre da noch Peter Saville, den man dank seiner Arbeiten für Joy Division und New Order kennt und der ein paar wunderbare Seiten für dieses megalomane Magazin designt hat. Upon Paper verspricht vieles auf Leinwandgröße – und löst sein Versprechen ein. Eindrucksvoll.
Risiken und Nebenwirkungen
Du willst dieses Heft lesen, nicht nur deine Wände verzieren. Wofür sich die großformatigen Illustrationen schon sehr anbieten. Und was bekommst du? Haltungsschäden.
Sven Job