Eigentlich lassen wir Webzines links liegen und konzentrieren uns ganz auf Magazine, die wir auch in die Hand nehmen können. Diagnose haptische Zwangsfixierung und Papierfetisch, ganz klar. Doch bei Uncube machen wir mal eine Ausnahme; es ist schließlich auch gerade mit einem LeadAward als Webmagazin des Jahres ausgezeichnet worden. Das Fazit der Jury: Hier arbeitet ein Team aus Journalisten und Architekten an der Zukunft des Online-Journalismus. Schauen wir mal.
In einem Blog reiht sich Artikel an Artikel. Dabei kann verloren gehen, was ein Magazin ausmacht: das Zwingende, der Drang, das Heft immer wieder in die Hand zu nehmen. Das Magazin liegt im echten Leben neben dem Bett, der Kaffeemaschine oder dem Klo bereit und schreit: “Los, nun lies mich schon!”. Das Digitale antwortet mit der bekannten Horde kleiner Helfer: Twitter, RSS-Feed, Newsletter etc. etc. Aber ein Blog ist kein Äquivalent zum Magazin. Die Lösung? Das Heft ins Digitale überführen und an der ein oder anderen Stelle um die neuen Möglichkeiten wie Video-Clips erweitern.
Uncube macht genau das. Keine Aneinanderreihung von Bild, Text, Bild, Text, Text. Sondern verschiedene Formate für verschiedene Geräte entwickeln, was auf Laptop, Tablet und Smartphone in immer kleineren Maßstab auch ganz gut funktioniert – die Häppchen bleiben gleich, werden aber immer kleiner dargestellt. “Wie Print. Ohne Papier” beschreiben die Macher ihr Projekt. Das stimmt zum Glück nur zur Hälfte. Wer Uncube am Laptop durchblättert, dem fällt schnell auf: Das Magazin ist dafür nicht mehr gemacht, sondern auf mobile Nutzung ausgerichtet. Jede Seite hat nicht mehr als ein Bild oder einen kleinen Textabsatz.
Gerade ist Ausgabe 14 online gestellt worden, die sich unter dem Kampfbegriff “Small Town, Big Architecture” mit der Raumplanung nah und fern der Metropole beschäftigt. Vom architektonischen Freilichtmuseum Columbus, Indiana U.S.A. über eine größenwahnsinnige Ferienanlage der Nationalsozialisten auf Rügen bis Le Corbusiers städtebauliches Erbe in einem kleinen Ort – das Magazin überrascht mit ungewöhnlichen Bauten und Kuriositäten.
Die begleitenden Artikel stellen die Bauwerke in ihren urbanen Kontext und sind auch für den Laien interessant. So präsentiert sich Uncube: modern und nostalgisch, in allen Farbtönen zwischen schwarz und weiß. Wie Sichtbeton. Das Fundament für morgen steht.
Warum soll ich das lesen?
Benutze Deinen Tablet doch mal für was anderes als nur zum “The Big Bang Theory” schauen!
Risiken und Nebenwirkungen
Das Konzept Webzine gefällt dir doch ganz gut. Im Zeitschriftenkiosk sieht man Dich immer seltener. Und auf VADP auch.
Sven Job