Das Musikmagazin ist tot, lang lebe das Musikmagazin: Fertig ist die Magazin-Kritik zu The Pitchfork Review. Sonnensüchtige und nur durchschnittlich für Popkultur interessierbare Menschen können jetzt ein Eis essen gehen. Wer aber Pitchfork online schon seit vielen Jahren zu seinen unverzichtbaren Bookmarks zählt und sich ernsthaft über Musik informieren will, kann nun Smartphone und Tablet aus dem Fenster werfen und zu The Pitchfork Review greifen. Ausführliche Reportagen, Fotostrecken, immer wieder auch gezeichnete Geschichten und natürlich auch Plattenkritiken sollen das Beste aus dem Netz abbilden – aber eben auf Papier.
Klar ist das ein Anachronismus. Andererseits: Wenn sogar im Web gegründete und groß gewordene Unternehmen früher oder später den Sprung in das Kioskregal wagen, kann von einer Krise in Print nun gar keine Rede mehr sein. Right?
The Pitchfork Review kann jedenfalls mit hochinteressanten Stücken punkten. So völlig unterschiedliche Gestalten der Popgeschichte wie Glenn Danzig und Otis Redding werden mit ausführlichen Features gewürdigt – die online vielleicht nur wenige in dieser Länge gelesen hätten. Eröffnet wird die Debütausgabe von The Pitchfork Review übrigens mit einem Essay des Kulturhistorikers Simon Reynolds. Er schreibt über die schöne alte Zeit, in der die “Weeklies” in England den Takt der Jugendkultur bestimmten: der New Musical Express, Music Maker und Sounds. Ausgerechnet hier, in einem Weblog, der sich nach Jahren zu einem Druckmagazin zurückentwickelt hat. Da geht einem das Herz auf. Dieses elende Internet.
Warum soll ich das lesen?
Was hat John Hughes, Godfather des Teeniefilm-Genres (von ihm sind u.a. “The Breakfast Club” und “Ferris macht blau”) mit den Beastie Boys zu tun? Spezialwissen, das hier drin steht. Der beste Grund ist aber das Faltbild auf der letzten Seite, so wie früher in den MAD-Heften.
Risiken und Nebenwirkungen
Schreibt die Redaktion ja selbst: “Subscribing is like following us on Tumblr, only thicker and more expensive.” Vielleicht ist Digital ja doch besser?
Sven Job