Slanted


Man sagt, was Friseure können, das können nur Friseure. Mindestens so sehr darf das wohl für Schriftentwickler und Typographen gelten, die sich wirklich einen speziellen Beruf ausgesucht haben. Oder, lieber Leser, wie viele Vertreter dieses Berufsstandes kennst Du? Genau.

Umso interessanter ist es vielleicht, sich der Materie also von außen zu nähern. Slanted bietet sich dafür an. Im schönen, nicht zu großen Format, macht erst mal die Haptik etwas her: Es liegt gut in der Hand, überrascht mit ausgefallenen Cover-Ideen (die besprochene Ausgabe ist in Gold und Silber gehalten) und kombiniert innen verschiedene Blattstärken – von dick und griffig bis Dünnpapier, fast Folie. Kein Zweifel – wenn in diesem Magazin der Buchstabe der Fetisch ist, dann ist das Magazin an sich die große Liebe.

Slanted ist ein Heft in Bild und Schrift. Was so platt für jedes Magazin gelten darf, geht aber bei diesem knapp 150 Seiten dicken Heft ein bisschen weiter. Die Heftmacher nehmen das wirklich ernst mit dem Bild und der Schrift. Wer nur flüchtig das Heft überfliegt, dem werden zwei Dinge klar: Nicht mal in einem monothematischen Heft wie diesem, dass sich der Typo im allgemeinen und dem Wechselspiel von feinen (light) zu kräftigen (bold) Schriften im speziellen widmet, bleibt man von Bilderstrecken verschont. Schön sind sie hier trotzdem und ergeben gar Sinn – um das Thema light/bold noch zu unterstreichen, zieht sich eine Strecke mit Muhammed Ali durchs Heft. Und bekanntlich war seine Box-Signatur sowohl light (das Tänzeln!) als auch bold (die Hiebe!). Zweitens ist das mit der Schrift kein Witz, sondern ernst gemeint. Slanted ist so was wie ein Branchenmagazin für die Schriftsetzergemeinde und Typo-Fetischisten, und hat Style. Kursiven Style, bold und light. Geht ja nicht ohne.

Slanted ist ein Heft für Experten. Alle anderen können staunen und sich daran erfreuen, wie viele Schriftarten es gibt; viele davon werden in einem Heft abgebildet. Es muss ja zum Glück nicht Comic Sans sein.

Warum soll ich das lesen?
Lerne Deinen besten Freund (von echten Freunden mal abgesehen) besser kennen: das Alphabet! Lettern über Lettern in ihrer ganzen Einzigartigkeit.

Risiken und Nebenwirkungen
Buchstaben werden für Dich mehr als “nur gute Freunde”. Schwierig. Auch für uns.

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Sven Job