Shift


Digitale Mode-Begriffe gibt es heute zuhauf. Zwei davon sind “Crowdfunding” und “Digital Natives”. Und immer öfter geht nichts ohne Nummer eins (für die Finanzierung), um Nummer zwei (die Leser) zu erreichen. Klingt etwas kompliziert, hat bei dem Shift-Magazin aber funktioniert.

Das Thema der ersten Ausgabe ist ambitioniert: Wahrheit. Das von Daniel Höly gegründete Magazin versucht, die unterschiedliche Perspektiven auf diesen nicht gerade kleinen Begriff einzufangen. Und dabei äußern sich Stimmen aller Art: von klassischen Journalisten und Schriftstellern bis zu den greisbärtigen Hütern der Wahrheit, den Theologen und Philosophen.

Ähnlich bunt geht es auch außerhalb dieser Essays und Geschichten zu: Mal gehalten im Befindlichkeits-Jargon à la Neon, ist Shift an anderen Stellen wie die Kulturpresse, die sich interessanten Kunstprojekten widmet. Und manchmal wirkt das Magazin wie eine Facebook-Gruppe, gedruckt auf Papier; dann tritt Chuck Norris gegen Hans Sarpei an. Schließlich ergibt sich noch der Spagat zur vielseitigen, seriösen Reportage.

Vor allem der letzte Aspekt macht Shift zu etwas Besonderem: Da gibt es z.B. eine Fotoserie von Drogenabhängigen, die diesen ihre Würde lässt. Eine Reportage über “Smokey Mountain” porträtiert eine zur Kleinstadt mutierte Müllinsel auf den Philippinen und als Leser meint man den Gestank fast schon wahrzunehmen. Und ein Stück nähert sich dem Thema Prostitution in Deutschland, schon bevor eine Debatte darüber von allen angestoßen wurde.

Auf Papier gedruckt, ersetzt das Umblättern der Seiten das Klicken des Links. So oder so, in Heftform oder im Netz: Vom Banalen zum Tiefgründigen und zurück zur Popkultur dauert es nur wenige Momente. Wenn es im Untertitel des Heftes also heißt “Für Menschen mit Mut zur Veränderung”, dann ist das wörtlich zu nehmen.

Warum soll ich das lesen?
Es ist wie im alten afrikanischen Sprichwort: “Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie per Crowdfunding ein vielfältiges Print-Magazin für die digitale Generation gründen.”

Risiken und Nebenwirkungen
Enthält deutlich weniger Content als Wikipedia.

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Ulrich Mathias Gerr