Ein junger Mann in Anzug, dem Betrachter abgewandt, ein Cover in Rot und Weiß, der Titel liest “Angst und Sehnsucht”. Jetzt dämmert es auch dem Letzten: Der Sommer ist ausgebrochen! Spaß beiseite, schließlich ist die Erstausgabe von Quottom schon im Winter 2013 erschienen. Und Spaß beiseite, denn das Thema nimmt sich unserer innersten Gefühlen an, die wir oft genug lieber wegschließen. Die Angst. Die Sehnsucht. Trotzdem gibt es ab und zu auch was zu lachen.
Wohin des Weges, geschätzte Generation
Ein Beispiel: Auf einer Doppelseite stehen die gesammelten Gedanken der Redaktion, die im Halbsuff abgegeben werden. Kennen wir alle, schreiben wir aber nicht auf (schade eigentlich). Und da stehen sie dann, die Weisheiten der Jungen, der Betrunkenen und Unschuldigen. Im Großen betrachtet, dominieren auf knapp 250 Seiten aber Essays, die mehr wollen als den Wodkawitz, dabei wieder und wieder von Bilderstrecken und zuweilen farbenprächtigen Illustrationen unterbrochen werden. Und wenn es um Inhalte geht, dann geht es um alles: unsere Sucht zur Individualität, vergeigte Lebenswege, radikale Mode, eine – unsere – ziellose Generation. Viele Autoren scheinen die Antworten auf die drängenden Fragen, die sie aufwerfen, nicht zu kennen. Das macht Quottom so sympathisch. Und so konsequent im Thema: Sehnsucht nach Einsicht? Angst vor dem weißen Blatt? Kein Problem, haben wir alle.
Viele der Fotos lockern den Textfluss auf; das ist gut so. Die Schwere verschwindet, und die “Fotografen, Schreiberlinge und Kunstschaffenden” dürfen ein Heft entwerfen, das zwischen Popkultur und Existenzialismus, Reflektion und Fashion viel versucht. Und manches mit Bravour meistert.
Warum soll ich das lesen?
Du stellst Dich Deinen Ängsten. Ein Hoffnungsschimmer für das Nervenkostüm.
Risiken und Nebenwirkungen
Du stellst Dich auch den 250 Seiten. Dabei ist doch Sommer!
Sven Job