Provocateur

Geil, ein Magazin für Männer. Denn “Was Männer bewegt” wussten wir bis jetzt auch nicht so recht, jetzt ist der Markt um ein relevantes Magazin reicher: Provocateur.

Klingt provokant? Oder nur doof? Das kann im Endeffekt nur der liebe Pressegott entscheiden. Vielleicht übernimmt diesen Job auch die männliche Zielgruppe, die sich in unseren unsteten Zeiten von Gleichberechtigung und Gender-Bending auch mal wieder als Entscheidungsträger fühlen darf, soll, muss. Meth Media, der Verlag der seit Frühjahr dieses 200 Seiten starke Heft herausgibt, hat sich jedenfalls die Frage gestellt: Wissen wir, was Männer bewegt?

Also Männer wollen: Homestories über Fußballer. Artikel über Le Mans und Designer-Sessel. Sie wollen endlich wissen, wie man eine Krawatte bindet. Wohin die Route 66 führt. Wo man das beste Bier in Saarbrücken trinken kann (Manuel Andrack hat die Antwort). Welche die Boom-Märkte der Zukunft sind. Eine Übersicht über die schönsten Sportler-Frauen, bitte. Und immer, an vielen Stellen im Heft: Uhren, Uhren, Uhren. Die ersten 16 Seiten des Magazins, durch die man sich bis zum Editorial durchzukämpfen hat, sprechen eine klare, chronometrische Sprache.

Das alles ist ein bisschen unfair, denn viele dieser Beispiele machen gar nicht so viel Inhalt  im aktuellen, dritten Provocateur aus. Männer sind ja schließlich eine schillernde Leserschaft, die alles will, wie schon das Inhaltsverzeichnis verrät: Kultur, Genuss, Wirtschaft, Stil, Sport, Technik. Aber auch alle obligatorischen Elemente jedes modernen Männermagazins sind dabei: ein bisschen Mode, Gadgets aus dem Internet, Text-Häppchen zu Film und Fitness und Politik und Reise und Design. Aber gibt es nicht schon GQ,  FHM, Cinema, Playboy und Men’s Health?

Immerhin ist Provocateur ein schönes Beispiel dafür, wie sich ein Magazin finanzieren lässt: 21 Anzeigen für Armbanduhren sind drin sowie zwei redaktionelle Features, die zu den schönen Uhren gleich die Preise schreiben und damit auch gut in einen Fachkatalog passen würden. Davon abgesehen sind die Zeitmesser überall: Ob in einem Artikel über Auktionen oder ein Autorennen für Oldtimer. Und Fußballer Lionel Messi hält für ein Interview seine Armbanduhr schön sichtbar in die Kamera. Das ist Verquickung von redaktionellem Inhalt und Werbung auf höchstem Niveau. Und so schön sichtbar.

Warum soll ich das lesen?
Ein Männermagazin und kaum nackte Frauen drin: Das ist tatsächlich provokativ. Und, pardon, nochmal der Hinweis: Nach der Lektüre weiß man gründlich Bescheid über Armbanduhren.

Risiken und Nebenwirkungen
Wissen wir nicht, Zielgruppe. Lies das Editorial in der aktuellen Ausgabe, der Chefredakteur wird es euch schon sagen.

> Provocateur online

Sven Job