T-Post

Das erste Magazin, das man auf der Haut tragen kann – diese Schweden haben’s echt raus. Schon eine ganze Weile bringt Gründer und Chefredakteur Peter Lundgren zusammen, was eigentlich gar nicht so zusammen gehört: journalistischen Content und 100 Prozent Baumwolle. Essays zu Popkultur in allen bunten Facetten und deinen Torso. Das Resultat: ein knalliges Motiv auf der Brust, das jede der mittlerweile 92 Ausgaben unverwechselbar macht und seinen Träger als magazine lover mit Hingabe auszeichnet. Von XS bis XXL und … na ja, ihr versteht schon.

Auf der Rückseite ist der Artikel abgedruckt. Und mehr als ein größeres Stück – auf diesem Shirt geht es um die Zukunft des Mixtapes – ist es dann auch nicht. Schade eigentlich. Vielleicht denken diese Schweden mal über eine Abendrobe nach.

Fazit: T-Shirts, Mixtapes, analog und gut geschnitten: T-Post hat seine ganz eigene Antwort darauf gefunden, wie es mit dem Medium “Magazin” weitergehen kann. Bedrucken lässt sich alles Mögliche. Wie es einem passt.

Warum soll ich das lesen?
Dein Bekenntnis zu Print sah noch nie so sexy aus.

Risiken und Nebenwirkungen
Auf Partys starren dir die Leute auf den Rücken und lesen. Das erschwert den lockeren Plausch schon irgendwie.

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Sven Job

Quintessence


Der Condé Nast Verlag versucht mal was Neues: ein Magazin, gemeinsam erarbeitet von fünf Redaktionen. Die gehören alle zum Hause des Großverlags: Vogue, Glamour, Myself, GQ und AD (bzw. Architectural Digest) – und diesen Titeln liegt Quintessence im Dezember bei. Da stellen sich viele Fragen: Was kommt heraus, wenn drei Frauentitel, ein Männertitel und eine Wohn- und Designzeitschrift ihre Ressourcen in einen redaktionellen Topf werfen? Wird das gut? Warum ist das Tech-Magazin Wired nicht dabei – das schließlich auch zum Verlag gehört? Und natürlich: Verderben viele Köche den (Papier-)Brei?


Der Titel legt nahe, dass dieses Magazin die Essenz von Fünf sein soll – lassen sich aus Quintessence also die einzelnen Redaktionen herauslesen? So einfach ist das zum Glück nicht – das Magazin wirkt organisch, wie aus einem Guss. Fünf Ressorts teilen sich die knapp 200 Seiten: “Raffiniert”, “Sexy”, “Klug”, “Radikal” und “Poetisch”. Vor allen Dingen ist Quintessence aber auch ein Heft über den Verlag: Der Leser erfährt, wie das Heft entstand, wo auf der Welt Condé Nast mit welchem Heft vertreten ist und er und sie dürfen in das New Yorker Verlagsarchiv reinschnuppern, in dem Millionen von Fotos auf ihre Wiederentdeckung warten.


Keine Überraschung: Fashion und Style haben ihren Platz in Quintessence. Beauty-Tipps und Mode-Strecken eher nicht. Aber dafür Popkultur: Karl Lagerfeld diskutiert mit Rammstein-Sänger Till Lindemann über Heimat und das Älterwerden, Lady Gaga erzählt, was sie inspiriert und glücklich macht. Und der Abdruck einer Graphic Novel sorgt für einen kleinen Überraschungsmoment. Im Vorwort von Quintessence steht: Das ist ein Experiment. Stimmt die Resonanz, könnte das Heft vielleicht in Serie gehen.

Warum soll ich das lesen?
Vor kurzem ist das Zeit Magazin als internationale Edition erschienen, nun ein neues Projekt von Condé Nast: Die Verlage trauen sich noch was. Kannst du dir mal ansehen.

Risiken und Nebenwirkungen
Das mit dem “radikal” und “poetisch” solltest du nicht zu ernst nehmen, sonst wirst du noch enttäuscht.

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Sven Job

032c


Mit “the new ugly” hat 032c einst Magazin-Geschichte geschrieben. Fünf Jahre ist es her, dass 032c zum Leadmagazin des Jahres gekürt wurde; einzigartig schien damals die Mischung aus eklektischen Modestrecken, aus den Rahmen gefallenen Typos und allgemein polarisierendem Layout. Neu ist dieses “hässlich” nun nicht mehr so sehr, aber beeinflusst hat das Berliner Magazin, gegründet 2000, viele andere. Und jetzt ist Ausgabe 25 draußen - Jubiläum!


Eine Mischung aus Fashion und Stadtarchitektur, Kunst und Kultur ergibt das Ensemble der Themen, die auf knallroten Grund Platz nehmen. Und knallrot hat die drucktechnische Bezeichnung “032c”. Damit wäre das auch geklärt. Ausführliche Features erfahren in dieser Ausgabe die schon lange verstorbene Modedesignerin Elsa Schiaparelli, Popstar Rihanna und Tomi Ungerer, auf dem Gebiet der Illustration eine Legende. Mode und Pop, Vergangenheit und Gegenwart. Oder: highbrow, lowbrow und alles dazwischen. Die Themenauswahl ist emblematisch für das Magazin.

032c ist das Magazin für eine kreative Avantgarde, die mit dem Heft ihre Boutiquen-Schaufenster in Tokio, Buenos Aires, L.A. oder Mailand schmückt. Und natürlich Berlin. Vergessen wir besser nicht Berlin: Vielleicht ist es 032c, das unter den unzähligen in der Stadt produzierten Magazinen heraussticht und sie insgeheim am allerbesten repräsentiert: leicht neben der Spur, in knalligen Farben und grau zugleich, arty und nicht so billig, wie man gemeinhin denkt. Magst du, lieber Leser, noch über all die mit Berlin attributierten Magazine lesen? Nein? So sei es abgemacht: Von nun an ist bei Voll auf die Presse das Thema durch.


Warum soll ich das lesen?
Ob du dich unter Layoutern bewegst, eloquenten Bescheidwissern oder Fashionistas: Mit 032c bist du König und Königin.

Risiken und Nebenwirkungen
Wollen uns auf Anhieb keine einfallen. Alle lieben doch Berlin.

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Sven Job

Interview: Ein Magazine Store für Hamburg

Print is not dead – im Gegenteil, manchmal scheint es fast so, als liefe es eigentlich nicht schlecht am (globalen) Zeitschriftenmarkt. Wenn auch viele Zeitungen eingehen und etablierte Flagschiffe wie Spiegel und co. an Auflage verlieren – dafür kommen neue (Nischen-)Magazine in die Kiosk-Regale, die mit jungen Ideen, Qualitätsjournalismus und tollem Layout überzeugen wollen. Und einige haben wir davon schon vorgestellt.

Während es alle ins Netz zieht, geht Stella Richter (24) den umgekehrten Weg. Hier erzählt sie uns von ihrem Plan, einen Magazine Store zu eröffnen und ihrer Faszination für Magazine.

“Ein Magazin ist ein Accessoire, ein Sammlerstück, ein Kunstwerk”

Hallo Stella. Stell dich doch mal kurz vor!
Bonjour Sven. Ich bin Stella, 24 Jahre jung und habe vor kurzem meinen Abschluss als Kommunikations-Designerin gemacht.

Okay. Und was hast du nun vor?
Meine Abschlussarbeit habe ich den Magazinen gewidmet. Eine meiner größten Leidenschaften. Da mir ein Hotspot in Hamburg fehlt, um die Publikationen zu bekommen, die man sucht, habe ich ein Ladenkonzept entwickelt und das möchte ich nun umsetzen. Heißen soll der Laden “Magasin”.

Wie sehen deine nächsten Schritte aus?
Als nächstes wird das erste Event geplant. Termin und Location stehen, jetzt wird organisiert, geplant und gebrainstormt. Ich freue mich natürlich über jede helfende Hand, jeden Tipp, jede Idee. Also wer mag, kann gern mitmachen oder mir eine Mail schreiben!

Du fängst ja mit einem Pop-Up Event an. Warum?
Ich komme frisch aus dem Studium und habe, wie jeder andere Student auch, nicht das nötige Kleingeld, um direkt einen Laden zu eröffnen. Mit einem Pop-Up-Event gehe ich ein geringes Risiko ein. Zudem habe ich so die Möglichkeit, vorab Feedback zu erhalten und zu schauen, wie mein Konzept ankommt. Außerdem macht es einen Heidenspaß! Für den Anfang möchte ich mindestens 2 bis 3 Events in verschiedenen Locations planen.


Der Testballon für deinen richtigen Laden also.
Genau. Es wird eine kleine Auswahl an Magazinen geben, außerdem ein paar Bildbände. Dazu ein Regal, ein Stuhl, eine Lampe – alles, was das Lesen schöner macht.

Immer heißt es, der Markt für Zeitschriften würde schrumpfen. Wie kommt man da auf die Idee, einen Laden aufzumachen?
Ich glaube Zeitschriften, also so etwas wie der Spiegel oder Glamour, Gala und co., werden aussterben. Print wird immer mehr zum Luxusgut und genau das möchte ich mit meinem Laden vermitteln. Magazine sollen mehr werden als nur eine Beschäftigung beim Arzt. Sie sollen ein Accessoire werden, ein Sammlerstück, ein Kunstwerk. Es gibt Publikationen, die hoch gehandelt werden, sobald sie nicht mehr gedruckt werden, teilweise zu extremen und fast schon unwirklichen Preisen.

Das Magazin als Sammlerobjekt für den Genießer?
Genau. Ich glaube sogar, dass es noch mehr Magazine geben wird. Nichts für zwischendurch. Man kann schnell mal eben zu Fast Food greifen, aber man kann sich zu Hause auch viel Zeit dafür nehmen.

Wieso willst du den Laden in Hamburg eröffnen?
Hamburg ist die Medienstadt. Gruner und Jahr sitzen hier, der Axel-Springer Verlag und viele mehr. Trotzdem gibt es keinen Hotspot für Magazine, anders als etwa in Berlin und Leipzig.

Hast du schon ein paar Zines im Auge, die es dir besonders angetan haben?
Nur um ein paar zu nennen: Perdiz, OE, Bullet, The Gentlewoman, Der Greif, Dossier, Inventory, Foam, Hello Mr., Slanted uvm.

Zum Abschluss: Wem gehört die Zukunft? Print, Webzines oder Blogs?
Da möchte ich mich ungern entscheiden. Ich denke Blogs und Webzines habe eine blühende Zukunft vor sich, aber Print werden sie niemals das Wasser reichen können. Dafür ist der Geruch, das Gefühl und das Material einfach zu besonders.

Stella, wir danken dir für das Gespräch!

> Magasin online

Das Gespräch führte Sven Job

The Hundert

Jede größere Stadt scheint mit einer ihr eigenen Eigenschaft behaftet zu sein, die ihr Außenbild bestimmt – mehr oder weniger zutreffend. Hamburg ist gelassen, Köln närrisch, München mondän und Berlin kreativ. Das klischierte Bild von “Latte Macchiato und Laptop” –  in der Hauptstadt hat es seinen Ursprung. Berlin ist zum Mekka der modernen Glücksritter und kreativen Spinner geworden. Wer die Digital Bohème sucht, findet sie in den Hinterhöfen und WG-Küchen von Friedrichshain oder Kreuzberg. Ideen sind das Kapital, der HTML-Code die Lebensversicherung. Das Magazin The Hundert feiert diese Zustände bedingungslos ab.

Die Herausgeber sind Jan Thomas und Konstantin Iwanow und betreiben außerdem den Blog Berlin Valley. Thomas und Iwanow wollen mit ihrem Heft ein “Meinungsmosaik” liefern und haben hundert ”Standpunkte zur Online-Hauptstadt Berlin” gesammelt. Diese kommen von Investoren, Medienschaffenden, Unternehmern oder Verbandsvertretern. Kritische Stimmen erwarten den Leser nicht, stattdessen wird in sehr persönlichen Worten der Hauptstadt und ihren (digitalen) Möglichkeiten gehuldigt. The Hundert ist also ein gut gemachtes Werbemagazin, das auf diversen Konferenzen und Veranstaltungen kostenlos verteilt wird, aber natürlich auch in digitaler Form zur Verfügung steht.

Warum soll ich das lesen?
Du kannst danach all den Neidern und Miesepetern, die schon wieder über Berlin nörgeln, Sätze wie diesen um die Ohren hauen: “Es gab noch nie so viel Interesse internationaler Investoren an Co-Investments in Berliner IT-Unternehmen” (Ulrich Kissing). Nimmt das, Hater!

Risiken und Nebenwirkungen
“Steig ein! / Ich will dir was zeigen / Den Platz, an dem sich meine Leute ‘rumtreiben / Hohe Häuser, dicke Luft, ein paar Bäume / Menschen auf Drogen – hier platzen Träume”, hat Sido einst über seine Heimatstadt gedichtet. Der wurde für The Hundert aber nicht gefragt.

> The Hundert online

Florian Tomaszewski

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