Mr.Wolf

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Wer durch das englischsprachige Magazin Mr.Wolf blättert, wundert sich vielleicht, dass die meisten abgebildeten Menschen nicht nur unglaublich schön sind, sondern auch entspannt und glücklich wirken. Trinken Kaffee, trinken Bier am See, besuchen ein Musikfestival. Shiny Happy People. Warum ist das so? Weil Mr.Wolf sich die kreative Szene Skandinaviens zum Thema macht. Und wenn wir durch unsere Backpacker-Zeit eines gelernt haben, dann doch, dass die schönsten Menschen aus dem Norden kommen.

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Gegründet von der Australierin Laura Phillips, die während des Studiums ein Jahr in Stockholm verbrachte, setzt sich Mr.Wolf mit der Kunst- und Design-Szene Skandinaviens auseinander. Das Magazin stellt Kaffee-Manufakturen in Kopenhagen vor, beschäftigt sich mit Typographie aus Helsinki und gibt Mode-Tipps aus Reykjavík. In der zweiten Ausgabe wird zudem ein Schwerpunkt auf die aktuelle Musikszene gesetzt und Bands wie FM Belfast und First Aid Kit porträtiert.

Gestemmt wird Mr.Wolf von einem internationalen Team junger Autoren und Fotografen. Ein modernes Magazin, eine Ode an das gute, schöne Leben, aber auch an die Kreativität des Menschen und seinen unbedingten Willen, diese auszuleben.

Warum soll ich das lesen?
Bisher war tiefgefrorenes Köttbullar die einizige Möglichkeit, ein wenig skandinavisches Lebensgefühl in deinen Alltag zu bringen. Mr.Wolf schmeckt besser.

 Risiken und Nebenwirkungen
Die Fleischbälle sind leichter zu beschaffen als Mr.Wolf. Verdammte Bequemlichkeit.

> Mr.Wolf online

Florian Tomaszewski

Heimat

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Ein kleines Heft ist Heimat. Ein Heft aus … ja okay, Berlin. Aber eigentlich von nirgendwo und überall her. Denn sich wiederzufinden in dem kleinen Zine, fällt nicht schwer: Wer hat keine Lieblingskaffeetasse zu Hause stehen, wer verfällt nicht in eine nostalgische Stimmung, wenn er an seine Kindheit denkt? Und wer, bitteschön, möchte nicht an das große Glück glauben?

Im zweiten Heft geht es im Heimatkontext um Essen. Um Wahrnehmung davon, um Genuss und Erinnerungen. In fünf Kapiteln von “Gedeck” über “Liebling”, “Region”, “Damals” und “Serviert” geht es dabei um das gute Leben – so sehr, dass man fast Angst haben muss, das Magazin im Hochglanz eines Großverlages in den Regalen wiederzufinden. Aber das wird sicher nie passieren: Dafür ist Heimat zu sanft und subtil, und auch zu originell gemacht: Wechselnde Seitengrößen, transparente Seitentrenner, mal in Farbe, mal in schwarz-weiß, aber kein Produkt für die Massen.

presse60bWarum soll ich das lesen?
“Heimat” muss nicht nach “Landluft” riechen. Sondern nach Apple Crumble und alten Holzlöffeln, roter Beete und Gastfreundschaft. Dieses Heft will nur ein kleiner Freund sein.

Risiken und Nebenwirkungen
Auf Heimat folgt mit dem New Yorker der Kulturschock. Ganz vorsichtig!

> Heimat online
> online lesen

Sven Job

Zwei Grad

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Wir müssen zugeben, dass wir bei unserer Suche nach neuen Magazinen meist eine Zielgruppe außen vor lassen: Kinder. Dabei gibt es neben unzähligen Comic-Heften und viel lieblosem Quatsch auch hier interessante Entdeckungen zu machen. Beispielsweise die kostenfreie Umweltzeitschrift Zwei Grad, die Kindern zwischen 8 und 14 Jahren Klimawandel und Umweltschutz näherbringen will.

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Jede Ausgabe widmet sich dabei einem bestimmten Rohstoff. Den Beginn macht die Frage “Was genau ist Holz?” Es gibt Steckbriefe zu einzelnen Baumsorten, es wird erklärt, wie ein Skateboard entsteht (“Vom Baum zum Board”) und immer wieder werden die jungen Leser aktiviert, selbst tätig zu werden. Zwei Grad bleibt dabei immer nah an der Lebenswelt seiner Adressaten dran und zeigt etwa, was alles in einem Handy steckt.

Zwei Grad liegt kostenfrei in Kulturorten und Umweltbildungseinrichtungen in der Region Köln aus, kann aber auch über die eigene Homepage bestellt werden.

> Zwei Grad – Deine Umweltzeitung online

Florian Tomaszewski

Hörzu Reporter

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Hörzu
? Ist das nicht die Programmzeitschrift, die du früher immer bei deiner Oma durchgeblättert hast? Das muss zu der Zeit gewesen sein, als es Sonntags noch Schweinebraten gab und Helmuth Kohl von Bonn aus die Republik regierte. Die Zeiten haben sich geändert: Der Schweinebraten ist jetzt böse und wurde durch Tofu ersetzt. Bonn ist wieder in seinen wohlverdienten Dornröschenschlaf gefallen, Angela Merkel sitzt in Berlin an den Hebeln der Macht. Die Welt ist komplizierter geworden, Hörzu gibt es immer noch. Seit nunmehr fast 70 Jahren.

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Mit Hörzu Reporter hat man im letzten Jahr den Sprung in den Premium-Markt gewagt. Nun ist die zweite Ausgabe des Hochglanz-Magazins erschienen, die nur wenig mit der etwas angestaubten Programmzeitschrift gemein hat. Trotzdem geht man nicht auf Distanz, sondern behält den Markennamen selbstbewusst im Titel. Hier setzen die Macher wohl auf Vertrauen und Tradition.

Inhaltlich ist der Unterschied zum Mutter-Magazin dafür umso deutlicher. Hörzu Reporter setzt auf üppige Reportagen und opulente Fotos. Äußerlich besticht es durch ein beachtliches Format und hochwertiges Papier. Wer Premium verspricht, der muss auch liefern. Leider bietet das Heft auch wenig Überraschungen, sondern setzt fast ausschließlich auf Big Names: HBO, Christo, John de Mol. Der Leser bekommt Superlative, Erfolge und Hochglanz auf jeder der 160 Seiten geboten – der Dreck muss draußen bleiben.

Das Kernstück der aktuellen Ausgabe ist das Thema “Fernsehen”. Ein Blick hinter die Kulissen von HBO und “Saturday Night Live” ist sicherlich interessant, hier wären auch kritischere Artikel, beispielsweise zur Quotenmessung oder der Qualität der deutschen Programme, schön gewesen. Hörzu Reporter ist der 200-Million-Dollar-Blockbuster, den du dir gelegentlich gönnst. Ins Programmkino kannst du ja morgen wieder.

Warum soll ich das lesen?
Wenn hier einer Premium verdient, dann ja wohl du.

Risiken und Nebenwirkungen
Auch deine Oma wird auf das Magazin aufmerksam und du musst ihr erklären, wer dieser Tony Soprano auf dem Cover ist.

> Hörzu online

Florian Tomaszewski

Evolve

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Konzentration! Evolve – Magazin für Bewusstsein und Kultur widmet sich vier Mal jährlich diesem breit gefassten Themenspektrum. Und wie der Titel nahelegt, möchte es einen Diskussionsbeitrag dazu darstellen, eine neue Bewusstseinskultur zu entwickeln. Kein geringer Anspruch. Evolve folgt dabei nahtlos den Spuren seines Vorgänger-Magazins mit dem spröden wie umständlichen Titel EnlightenNext Impulse. Nur ist das Anliegen hier etwas anders: Das Bewusstsein muss sich ändern, aber es ist ebenso wichtig, welchen Platz dieses Bewusstsein in der Gesellschaft hat.

Im aktuellen Heft setzen die Heftmacher einen Schwerpunkt in einem weiten Feld: der Politik. Und schreckt auch nicht davor zurück, dieses Thema von alternativen Standpunkten aus zu beackern. Wie gelangen wir zu neuen Werten? Ist ein Wandel überhaupt möglich? So findet sich eine Wiederbegegnung mit dem unlängst verstorbenen Nelson Mandela, dessen Leben diesen Fragen unterzogen wird. Der Ansatz ist ganzheitlich: Denken und Fühlen bilden eine Einheit und Spiritualität entsteht daraus. Eine Spiritualität, die die Welt verändern soll.

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Dem heißen Thema um die Frauenquote wird mit einem Beitrag zur Genderdebatte Rechnung getragen. Wie es schon im Editorial heißt: “Wir alle sind aufgerufen und eingeladen, etwas dazu beizutragen, dass unsere Welt gerechter, lebenswerter und bewusster wird.” Carpe diem! Entwickelt, entwickelt euch!

Warum soll ich das lesen?
Auch wenn du nicht glaubst, dass über Nacht eine spirituelle Revolution kommen wird, deren Messias ausgerechnet Russel Brand sein soll: Denkanstöße schaden nie. Nicht alles so ernst zu nehmen, aber auch nicht.

Risiken und Nebenwirkungen
Wo war nochmal das nächste Meditationszentrum? Yoga oder den Wald retten? Dein Kopf wird ein einziger Krisenherd: Ökologische, soziale und jetzt auch noch spirituelle Krise. Wo nur anfangen?

> Evolve – Magazin für Bewusstsein und Kultur online

Manuel Niemann

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