Wer Inspiration sucht, der braucht anscheinend erst einmal eine teure Uhr. Oder eine Couch im Wert eines Kleinwagens. Oder noch eine teure Uhr. Vielleicht kommt die Erleuchtung dann ja schneller, wer weiß. Auf jeden Fall überrascht seitenlange Werbung für edle Produkte in einem Heft mit dem Dalai Lama auf dem Cover. Zunächst. Hat man sich etwas intensiver mit den fast 200 Seiten von OOOM beschäftigt, macht es jedoch Sinn.
“Inspiring People” ist der Claim des Magazins aus Österreich, dessen erste Ausgabe, nach der Nullnummer Ende 2015, nun erschienen ist. So ein Motto ist nicht verkehrt, schließlich setzt man sich damit inhaltlich kaum Grenzen. Jesus, Charles Manson, SpongeBob. Der Mensch lässt sich relativ schnell inspirieren und ist dabei in seiner Auswahl nie wählerisch gewesen. In OOOM ist das Kriterium für eine inspirierende Person schnell ausgemacht. Fast alle porträtierten Personen im Heft sind Legenden, Pioniere, Visionäre oder gleich Weltstars. Dabei natürlich irre erfolgreich und in der Logik von OOOM demnach inspirierend.
Bitte nicht falsch verstehen: OOOM hat zweifellos tolle Geschichten zu bieten, schöne Fotos und eine edle Aufmachung - eine Tatsache übrigens, die im Editorial etwas zu selbstbewusst herausgestellt wird. Aber wen der Personenkult des sich luxuriös gebenden Magazins jetzt genau inspirieren soll, bleibt fraglich. Vielleicht kann man da wieder die Brücke zum Dalai Lama schlagen (der übrigens nur auf einer Covervariante abgebildet ist, auf der zweiten ist der “Weltstar des Electroswing” Parov Stelar zu sehen): Finden bei dem geistigen Oberhaupt Tibets nicht auch Weltstars und erfolgreiche Menschen ihre Antworten? Zweifellos ist auch OOOM Teil dieser Welt und wird wohl am richtigen Ort gelesen werden: auf einer 7.000 Euro-Couch.
Warum soll ich das lesen?
Du hast an der Stelle mit “SpongeBob” in diesem Text heftig genickt. Es wird Zeit für neue Helden.
Risiken und Nebenwirkung
All die großen Persönlichkeiten in OOOM wirken auf Dich einschüchternd. Verängstigt versteckst Du Dich unter Deinem Kissen von, na klar, SpongeBob.
Florian Tomaszewski