Erst auf der letzten Seite von Men’s Health Dad kommt die weibliche Seite zu Wort. Fast ist man beruhigt, schließlich treten beim Lesen der gut 100 Seiten zuvor erhebliche Zweifel auf, ob man den Vätern, die die Blattmacher wohl im Kopf hatten, ein Kind anvertrauen möchte. Aber – und das ist natürlich kein Zufall – ist die Frau dann doch wieder nur eine von diesen hysterischen Müttern, denen man auch nichts recht machen kann. Das Kind ist falsch angezogen? Chill mal, nuschelt da nur der Vater aus dem Men’s Health-Universum in seinen 5-Tage-Bart und schiebt noch einen witzigen Spruch hinterher. High five!
Von all den Erziehungsratgebern und Elternmagazinen unzureichend angesprochen, hat den Vätern anscheinend noch das passende Magazin gefehlt. Mit dem entspannten Fathers haben wir so ein Magazin schon einmal vorgestellt, Men’s Health Dad geht da einen anderen Weg. “Was coole Väter anders machen” steht auf dem Cover und die Frage, wie man auch als Vater “cool” bleibt, scheint besonders dringlich zu sein. Neben der Frage, wie das Sexleben möglichst schnell wieder in Fahrt kommt. Ist da nämlich erst “tote Hose”, dann ist meist die Frau schuld (“Sie ist sooo müde”) und etwas anatomischer Nachhilfeunterricht sicher nicht verkehrt (“Der Körper der Frau ist jetzt so anders”). Verständnis für die “hubbelige Haut” der Frau wird auch noch geraten. Bestimmt aber ist es für das Sexleben nicht so gut, wenn die Mutter des Kindes so einen Artikel liest.
Men’s Health Dad hat durchaus auch interessante Themen im Angebot. Beispielsweise berichten Väter von ihrer Elternzeit oder ihren Erfahrungen aus dem Kreißsaal. Dieser Perspektivwechel ist tatsächlich interessant. Leider überwiegt beim Lesen jedoch das Gefühl, das hier Männer angesprochen werden sollen, die so auch in Filmen von Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer auftreten: vermeintlich liebenswerte Machos, die schon von einer vollen Windel überfordert sind. Ist ja auch irgendwie uncool.
Warum soll ich das lesen?
Du hast noch keine Kinder, glaubst aber, die Frauen stehen drauf, wenn Du das Magazin in der Bahn liest. Du empfiehlst Dich als cooler Dad!
Risiken und Nebenwirkungen
Men’s Health Dad ist ein bisschen wie der Kumpel, der noch keine Kinder hat, und wohl auch nie haben wird, Dir aber trotzdem unaufhörlich gute Ratschläge gibt.
Florian Tomaszewski