Zwei Jahre nach Landluft – das Wendland-Magazin aus dem Alte Haus Verlag erscheint nun Landluft – das Remstal-Magazin. Diesmal hat sich die Reportage-Agentur Zeitenspiegel der Huldigung einer Region angenommen, für deren Einordnung die meisten wohl erst einmal eine Deutschlandkarte benötigen (Baden-Württemberg, östlich von Stuttgart).
Objektivität wird schon im Editorial ausgeschlossen, schließlich liegt der Verlag selbst mitten im thematisierten Areal. So wird der Leser bereits auf der ersten Seite schwärmerisch auf ein “Paradies” eingestimmt. Ein “Landstrich zum Niederknien” sei das Remstal, “Deutschlands schönste Landschaft”. Landluft als modernes, gut gemachtes Fanzine. Warum auch nicht? Von Fans für Fans.
Das gesamte Magazin steckt im Grunde genommen voller Triumphe, verpackt in persönliche Reportagen und Porträts aus der Region. Erfolgreiche Unternehmer, erfolgreiche Schulen, erfolgreiches Handwerk. Es scheint nichts zu geben, was im Remstal nicht gelingen kann. Vorausetzung dafür ist natürlich die Beherzigung ländlicher Tugenden wie Fleiß, Disziplin und Loyalität. Bebildert werden die Berichte mit Aufnahmen von urigen Gaststuben, prächtigen Wassermühlen und satten Landschaftspanoramen. Die Menschen auf den Fotos lachen und präsentieren stolz ihre Errungenschaften in Form von Salzkuchen, Weinreben und modernen Fabrikanlagen. Auf jeder Seite scheint es zu zischen, zu dampfen und zu pulsieren. Eigentlich müsste dieses Magazin aus Fichtenholz geschnitzt sein. Denken japanische Touristen an Deutschland, dann denken sie vielleicht an das Remstal.
Warum soll ich das lesen?
Landluft ermöglicht dir nach Flatrate-Saufen und Cybersex das dringend benötigte Refugium.
Risiken und Nebenwirkungen
Du gerätst ein bisschen zu sehr ins Träumen und kriegst nicht mit, wie dir jemand das Smartphone aus dem Jutebeutel klaut. Verdammte Stadt!
Florian Tomaszewski