I like Blogs

10841130_638426199612663_755146704_nWer das Internet ins Fernsehen bringen möchte, zum Beispiel durch das Vorlesen von Tweets, erntet mit hoher Wahrscheinlichkeit Häme und Spott*. Derartiges versuchen nun die Macherinnen des gerade zum ersten Mal erschienenen Magazins I like Blogs. Der Titel verrät es schon: In diesem selbsternannten Blogmagazin werden ausgewählte Blogs aus der ganzen Welt vorgestellt. Das Internet wird abgedruckt.

Sowohl die Herausgeberin im Editorial als auch die meisten Menschen, mit denen ich mich unterhielt, gehen davon aus, dass es ein Magazin für Frauen ist. Das liegt vermutlich an den Rubriken: Herz & Seele, Zucker & Salz, Kind & Kegel, Hier & Da und Schein & Sein. Zugegeben, die Aufmachung des Heftes ist sehr verspielt und hauptsächlich pink. Ausschließlich für Frauen sind die Inhalte aber nicht.

I like Blogs ist ein sehr schön – man will fast sagen: liebevoll – gestaltetes Magazin, mit vielen schön anzusehenden Fotos von – genau! – schönen Menschen; an einigen Stellen ist es ein bisschen zu verspielt, da fällt das Lesen etwas schwer.

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Das Heft versucht sich an einer Entschleunigung des Internets, indem es uns Blogs präsentiert und uns damit die Arbeit abnimmt, aktiv nach interessanten Inhalten im Netz zu suchen. Unter den ausgewählten Beiträgen finden sich ein paar interessante Klassiker aus der Blogwelt, zum Beispiel Freunde von Freunden, das “interessante Menschen und Orte aus der ganzen Welt” vorstellt. Sowohl die Reisetipps als auch die DIY-Projekte und Rezepte sind sorgsam ausgewählt und durchaus brauchbar. Allerdings bleibt I like Blogs im Großen und Ganzen nichts anderes als eine Blogsammlung.

Nichts gegen Blogsammlungen, die können praktisch sein. Aber der Umweg über Papier ist es nicht. Denn am Ende mache ich doch während und nach der Lektüre nichts anderes als  „i like blogs+Fahrradmöbel+blog“ zu googeln, den Feed zu abonnieren und mein Lieblingsrezept zu faven. Außerdem hoffe ich, dass ich mich irgendwann, wenn die Eltern zu Besuch kommen, wieder daran erinnere, dass es da dieses Wahnsinns-Orangenkuchenrezept in den Weiten des Internets gibt – und ich es in einem RSS-Reader abgespeichert habe.

Warum soll ich das lesen?
Weil I like Blogs zwar ähnliche Themen abhandelt wie Brigitte oder andere Frauenmagazine, man hier aber keine so große Angst davor haben muss, dass Produkte und Restaurants den Weg ins Heft nur durch einen Werbe-Deal geschafft haben – und deshalb beim Friseur die bessere Wahl ist!

Risiken und Nebenwirkungen
Man verbringt den ganzen Tag nur noch damit, sich durch die vorgestellten Blogs zu klicken und zu wischen. Alles andere als Entschleunigung!

* siehe wdrblog.de/digitalistan/archives/2012/11/twitter-tussis_und_ipad-idiote.html

Hanna Forys