Die erste Ausgabe und dann gleich das: Mord. Mit diesem harten Thema stellt sich go, ein Magazin aus der Schweiz, vor. Vier Buchstaben, die erst einmal Schauder und unschöne Bilder hervorrufen. Schon Stern Crime konnte mit der Lust am Nervenkitzel bei Lesern punkten und sich erfolgreich auf dem Markt platzieren. Ein Blick in go überrascht daher erst einmal: Wo ist das Blut? Wo sind die Leichen?
go hat keineswegs etwas mit dem aktuell beliebten True Crime-Genre zu tun, sondern richtet sich laut eigener Aussage an “Führungskräfte im deutschsprachigen Raum”. Dass diese Entscheider und Macher als erstes mit dem Thema “Mord” gelockt werden sollen, lässt sich als ironische Fußnote lesen. Format und Gestaltung erinnern an Magazine wie transform oder SHIFT (dessen Herausgeber Daniel Höly auch in go vertreten ist). Inhaltlich kommt der Profiler Axel Petermann zu Wort, eine Fotoserie führt uns zu “Reisezielen des Grauens” und Publizist Dushan Wegner entlarvt Floskeln als Gesprächskiller. Über einige Beiträge stolpert man jedoch beim ersten Lesen. Klaus Jost, Ex-Chef von Intersport, spricht über seinen Rausschmiss, Schicksalsschläge und die Kraft des Glaubens. Prabhu Guptara, einer der “letzten Universalgelehrten”, macht sich ausführliche Gedanken über die “Mordsache Jesu” und christliche Werte. Der Philosoph Alexander Grau denkt über die Symbolkraft des Kreuzes nach. Es wird theologisch.
Diese Affinität zu christlichen Themen verwundert nicht, wenn man einen näheren Blick auf den Herausgeber von go wirft, die Internationale Vereinigung Christliche Geschäftsleute und Führungskräfte (IVCG). Diese ist in ca. 80 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv, um die “eigentliche Bedeutung” des Christentums an Verantwortliche in allen gesellschaftlichen Bereichen weiterzugeben. Mehr über diese eigentliche Bedeutung erfährt man auf der Homepage des Vereins.
Dort liest man beispielsweise, dass die Sache mit der Evolutionstheorie gar nicht so eindeutig ist oder dass Christsein nichts mit Ausübung von Religion zu tun hat, sondern dem Individuum vom “Urheber des Lebens” geschenkt wird. Die “Erlebnisberichte” einiger Mitarbeiter des IVCG lesen sich daher auch wie die Erweckungserlebnisse ehemaliger Sünder. Das alles ist nicht besonders alarmierend oder besorgniserregend und seine Freude kann man mit go natürlich trotzdem haben. Für eine Publikation, die explizit Entscheidungsträger ansprechen soll, ist dieser Hintergrund doch interessant. Amen.
Warum soll ich das lesen?
Führungskräfte? Entscheidungsträger? Du fühlst Dich sofort angesprochen.
Risiken und Nebenwirkungen
Da ist immer noch die Sache mit der Evolutionstheorie…
Florian Tomaszewski