Wer das Fleisch-Magazin im Internet sucht, wird eventuell überrascht – oder bekommt Hunger. Themen wie: “Auf die richtige Würze kommt es an”, “Deutschlands beste Wursttheke(n) 2013″ oder “Zünftig: Bayerische Brotzeitplatte” erfüllen zwar, was der Magazintitel verspricht, wirken dann aber doch, na ja, etwas wurstfixiert. Dann aber stellt der Leser fest, dass seine Suche keineswegs ein intelligentes Gesellschaftsmagazin ausgespuckt hat, sondern die “Internationale Fachzeitschrift für die Fleischwirtschaft”. Damit solche Missverständnisse schon im Vorhinein ausgeschlossen werden, gibt es ja uns. Wir stellen also vor: Fleisch, das Gesellschaftsmagazin. Aus Österreich.
Seit mittlerweile zehn Jahren entsteht dieses Magazin in Wien, übrigens immer mit hervorragenden Covern. Die großen Themen der Gesellschaft stets im Fokus, das große Drama, die kleinen Befindlichkeiten unserer Zeit. Auch das Geschehen innerhalb der eigenen Landesgrenzen wird thematisiert, das soll uns aber nicht abschrecken. Im Gegenteil – was wissen wir denn schon von unseren Nachbarn? Fleisch gewährt uns einen Blick in die österreichische Seele. Und in der schlummert anscheinend der Wahnsinn, und der blitzt im Heft immer wieder auf. So fabuliert die Redaktion über zehn Seiten, wie sie einen unabhängigen Staat gründen könnte. Das allerdings augenzwinkernd und gleichzeitig informativ: In Österreich scheinen Wahnsinn und Humor am gleichen Tisch zu sitzen.
Der aktuellen Ausgabe liegt das Smartbook 2014 bei. Ein kleines Heft voller Infographics und Eintragungsmöglichkeiten wie “Meine Erfindungen”, “Meine Träume” aber auch “Gesetzesverstöße”, feinsäuberlich aufgeteilt in verschiedene Kategorien. Irre Typen, da unten!
Warum soll ich das lesen?
Wo viele Gesellschaftsmagazine zu ernst daherkommen, gelingt Fleisch eine angenehme Balance.
Risiken und Nebenwirkungen
Dein ursprüngliches Interesse galt tatsächlich der Bayerischen Brotzeitplatte und der Wahl zur besten Wursttheke. Du suchst im Magazin vergeblich Bilder von Leberwurst, Kalbsbraten und Hüftsteak. Wieder nicht satt geworden.
Florian Tomaszewski