Electronic Beats

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Dieser Tage erscheint die Erstausgabe der deutschsprachigen Electronic Beats, dem Musikmagazin der Telekom. Der Chef des Musikmarketings des Konzerns, Ralf Lüsdorf, gibt aus diesem Anlass ein Interview. Auf die Frage, warum es denn im heutigen digitalen Zeitalter noch Print-Magazine brauche, sagt er: “Die Marke spricht multisensorisch zu einem.” Er sagt das, wie unsereins über das Wetter spricht. “Die Marke spricht multisensorisch zu einem.” Das sind natürlich hundert Punkte bei jedem Bullshit Bingo. Das ist aber, wie er im gleichen Interview andeutet, auch nicht die Electronic Beats, mit der er nur so zu schaffen hat wie vielleicht dein Vermieter mit deinem WG-Leben. Außer vielleicht, wenn dir dein Vermieter ein neues Traumsofa kaufen würde, wenn du das brauchst. Eher unwahrscheinlich.

Das Magazin sorgt seit mittlerweile seit 2005 in seiner englischsprachigen Version für journalistische Qualität. In Zeiten, wo die Redaktionen allerorten der Rationalisierung zum Opfer fallen und ins nächste Blog outgesourcet werden. Dass das Magazin nun erstmals in deutscher Sprache erscheint, erstaunt dabei weniger, als der Umstand, dass das nicht schon längst passiert ist. Schließlich ist die Zeitschrift ein Produkt der Deutschen Telekom, die Redaktion unter Chefeditor Max Dax ist deutschstämmig und das Thema – im weiteren Sinne Aspekte elektronischer Musikkultur – hat seine Welthauptstadt ja fraglos auch in Berlin.

Anders als die englischsprachige Fassung ist die Electronic Beats in der neuen Version aber nicht gratis zu haben. Sie ist die 4 Euro 50 dabei auch durchaus wert. Hier werden nicht nur die immer gleichen Themen besprochen, die in der Musikjournaille gerade von allen besprochen werden. Themen, die natürlich nur deswegen von allen besprochen werden, weil es da eben vor Ort in Berlin oder in Köln die Pressekonferenzen gibt, und das Release-Konzert, und den durchgeplanten Interview-Tag im Hilton Hotel. Und die Promo-CD obendrein. Nicht deswegen wird dieses Magazin gemacht, denn es ist ja selbst die Promo. Man vergisst das bei all den interessanten Themen schnell.

Seltsamerweise beschleicht einen bei dem offen von einem großen Konzern veröffentlichten Magazin geradezu weniger das Gefühl, dass hier etwas verkauft werden soll. Und denkt man mal darüber nach, ist das auch verständlich: Wenn die Musik von Band X in den Himmel gelobt wird und im gleichen Magazin deren Label massiv Anzeigen schaltet, wird man schon mal skeptisch, ob das inhaltlich objektiv gelaufen ist. Electronic Beats macht so etwas nicht, weil über das Vertrauen in ihre journalistische Integrität das Vertrauen in die Telekom gesteigert werden soll. Solange daraus ein so gutes Magazin entsteht wie die Electronic Beats  – alleine der Besuch im Sun Ra-Haus in dieser Ausgabe liest man so nirgendwo anders – nimmt man das gerne hin.

Warum soll ich das lesen?
Gute Berichte in Sachen Popkultur aus der ganzen Welt, von vielen verschiedenen Autoren – jetzt auch in deutscher Sprache erhältlich.

Risiken und Nebenwirkungen
Am Ende sprichst du noch multisensorisch zur Marke.

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Ulrich Mathias Gerr