Interview mit Tristan Rodgers (MC1R-Magazin)

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Mit MC1R hat Tristan Rodgers im letzten Jahr ein Special-Interest-Magazin auf den Markt gebracht, welches dieser Bezeichnung mehr als gerecht wird. Schließlich widmet sich sein Heft den Rothaarigen dieser Welt. Klar, dass auch wir neugierig wurden und einen Blick in die via Crowdfunding finanzierte Premierenausgabe werfen mussten.

Dieser Tage ist die zweite Ausgabe von MC1R erschienen. Dass das Thema damit noch lange nicht auserzählt ist und welche Reaktionen er auf sein Magazin erhält, verrät uns Tristan Rodgers im Interview.

Hallo Tristan. Wie waren Deine Erfahrungen mit der ersten Ausgabe?
Die erste Ausgabe ist wirklich sehr gut angekommen, deutlich besser als erwartet, da die eigenen Ansprüche am Umfang und Format des Prints doch irgendwie höher waren. Vor allem im Bereich Design und bei den älteren Lesern ist das Magazin absolut eingeschlagen, die Reaktionen waren wirklich toll. Ich hatte zum Teil täglich Post in Form von klassisch handgeschriebenen Briefen hier. Dazu kam noch ein wenig deutschlandweite Presse wie z.B. in der Süddeutschen Zeitung dazu, was ich persönlich schon sehr schön fand.

Gab’s auch negative Reaktionen? Rothaarige sollen ja nicht überall beliebt sein.
Negative Reaktionen gab es keine. Ich denke unter den Käufern hat sich bis jetzt zumindest eine Schicht etabliert, die das Thema ganz bewusst annimmt und verarbeitet. Direkte Reaktionen kommen oft von Rothaarigen selbst und Menschen, denen Rothaarige z.B. innerhalb der Familie nahestehen. Ich weiß nicht wie es wäre, wenn eine größere Pressereichweite zu meinem Magazin kommen sollte. In Zukunft wird man ja sehen, ob der Fall überhaupt eintritt, spätestens dann aber könnte ich mir vorstellen, dass der angesprochene Teil sich wirklich meldet. Das wäre ja auch gut so, schliesslich darf ruhig aufgezeigt werden, das ein nicht unbedeutender Teil der Gesellschaft die Legitimität des Magazins überhaupt erst mit erschaffen hat.

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Du hast das Magazin via Crowdfunding realisiert. Ist das mittlerweile die einzige Möglichkeit, ein Magazin mit solch einem speziellen Thema zu veröffentlichen?
Die Crowdfunding-Kampagne war eine gute Möglichkeit, ein allgemeines Interesse auszutesten, ohne groß in Vorleistung gehen zu müssen, einerseits mit der Arbeit selbst und andererseits mit privatem Geld. Da konnte man sich recht vorsichtig zurückhalten und gewisse Schritte abwarten. Man konnte zudem schonmal anfangen, ein kleines Netzwerk aufzubauen und ein wenig die Medienpräsenz zu organisieren, um das Projekt stärker starten zu lassen. Das war sicherlich der Vorteil bei meiner Idee. Ich glaube aber nicht, dass Crowdfunding heutzutage immer die beste Option sein muss für solche Projekte. Es gibt wohl auch mittlerweile zu viele Menschen, die sich daran probieren. Für mich persönlich hat sich das Ganze zu einem Trend durchgesetzt, der nicht überall gut ankommt. Ich würde es auch kein zweites Mal machen und lieber das höhere Risiko mit privatem Kapital eingehen, wie bei der zweiten Ausgabe jetzt auch geschehen.

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Du hast Dich von Anfang an für eine Print-Veröffentlichung entschieden?
Die erste Entscheidung, das Format des Magazins ins Leben zu rufen, kam ehrlich gesagt sehr spontan und nicht einmal groß überlegt. Vielleicht war es auch den vorherigen kleineren Schritten und gewissen Kontakten geschuldet. Ich mochte Print aber schon immer sehr gerne und hatte mit der Crowdfunding-Kampagne einfach mal probiert, ob so ein Projekt funktionieren kann. Natürlich kannte ich gewisse Geschichten darüber, was mit dem großen Magazinmarkt und einigen Verlagen im digitalen Zeitalter alles so passiert. Da sich aber herausgestellt hat, dass ich weltweit der erste war und jetzt auch bin, der diese Nische mit dem Magazin für Rothaarige als Print tatsächlich umsetzen sollte, kam die nachhaltige Motivation, sich daran ernsthaft zu probieren.

Kannst Du schon sagen, wer die typischen Leser Deines Magazins sind? Das sind doch nicht nur Rothaarige.
Ich glaube schon eingrenzen zu können, welche typische Lesergruppen sich gebildet haben: an erster Position natürlich die Rothaarigen selbst. An zweiter Stelle würde ich die Familienangehörigen einordnen, wie auch die besten oder guten Freunde, die das Magazin als Geschenk kaufen und einfach der Person näherkommen wollen durch das Thema. Ein weiterer Käuferkreis ist der allgemein interessierte Mensch, der von dem Thema noch nie etwas gehört hat und sich die Frage stellt, was es mit einem solchen Magazinformat auf sich hat. Dann gibt es natürlich zum Schluss noch die Personen, die sich für die teilnehmenden Künstler einzelner Ausgaben interessieren oder rote Haare allgemein faszinierend finden. Da können die Vorlieben verschiedener Herkunft sein, sei es über die allgemeine Kunst bis zur sexuellen Natur, was nicht unüblich ist.

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Kürzlich ist die zweite Ausgabe erschienen. Für wie viele Ausgaben liefert Dir das Thema noch Material?
Viele haben mir ja nach der ersten Ausgabe fast schon großkotzig prophezeit, dass das Material ja eigentlich am Ende sei. Nun habe ich nach der zweiten Ausgabe (100 Seiten) schon das dritte Magazin (der letzte Sprung auf die 150 Seiten) nahezu ausgefüllt und große Teile der vierten Ausgabe durchgeplant. Das weltweite Netzwerk ist riesig und die Kommunikation bzw. die Hilfe unter rothaarigen Künstlern unglaublich. Vielleicht liegt es daran, dass man die Motivation, warum man sich mit diesem Thema beschäftigt, untereinander ganz genau verstehen kann. Wenn man mitbekommt, welche Projekte es weltweit gibt und bei welchen Künstlern man als Rothaariger selbst ein gutes Gefühl zu deren Arbeit hat, dann ergibt sich für mich schon die Möglichkeit, über mehrere Jahre mindestens zwei Magazine pro Jahr zu veröffentlichen. Ich arbeite seit neuestem auch mit großen internationalen Projekten für die kommenden Ausgaben zusammen, von daher ist es auch für mich interessant geworden, die Kultur um die eigene Haarfarbe zusammenfassend zu bündeln, zu veröffentlichen und damit eventuell wachsen zu lassen. Es haben sich durch dieses Netzwerk auch drei, vier internationale Anlaufstellen als Basis etabliert, wo man sich mit verschiedenen Personen treffen und zu einzelnen Projekten austauschen kann.

Mittlerweile ist es eine absolute Herzensangelegenheit geworden, mich mit dem Thema, was für viele so viel mehr bedeutet als nur das reine Aussehen, über das Medium Print zu beschäftigen und positive, wie auch negative eigene Erfahrungen dort einzubringen. Damit stelle ich eine weitere Plattform für andere Menschen bereit, um das Projekt auch ein Teil ihres Lebens werden zu lassen.

Danke und alles Gute, Tristan.

> MC1R online

Das Gespräch führte Florian Tomaszewski