Zigaretten, Bananen, Dosensuppe und ein Sternburg Export für 80 Eurocent: Der Kiosk an der Ecke ist für einen da. Und in Berlin prägt er das Stadtbild mehr als Reichstag, der neue soon-to-be-Flughafen und linke Hausbesetzer zusammen. 900 dieser kleinen Supermärkte soll es allein in der Hauptstadt geben: Der Fotograf und Kunststudent Christian Klier hat den Büdchen mit einer Diplomarbeit ein Denkmal gesetzt. Und im Anschluss daraus das Buch Der Späti gemacht. Ein Spaziergang durch die Berliner Bezirke und die Berliner Seele gleichermaßen, bei dem ihre Eigenheiten auf einen wachen Beobachter stoßen und sich ein Mikrokosmos zwischen Telefonkabuff und Zeitungsständer offenbart.
Für die einen ist “ihr” Späti um die Ecke die letzte Absteige einer durchzechten Nacht und Oase zugleich, für andere der wichtige sozialer Ankerpunkt oder Supermarkt in letzter Minute, ganz einfach. Klier hat mit Der Späti ein Basiswerk geschaffen und einen Reiseführer; darin steckt mehr Kunst und Reportage, Momentaufnahme und Ästhetik als Sterni-Bier in so mancher Trinkhalle. Man könnte dieses Buch als Bookzine begreifen, ja wenn es nicht als einmalige Geschichte angelegt wäre.
(c) Berlin Story Verlag
Erst kommt die Diplomarbeit, dann das Vergnügen
Aber warum kann Der Späti nicht regelmäßig erscheinen? Eine Ausgabe über Kölner Eckkneipen? Über Hamburger Fischbuden? Also: zwei Flimm, eine Club Mate und Menthol-Zigaretten in der Tüte zum Mitnehmen, bitte. Und Der Späti als Bookzine, zweimal im Jahr.
Warum soll ich das lesen?
Du bist neu in Berlin? Und brauchst noch einen Reiseführer? Vergiss Berghain und das St. Oberholz. Der Späti bereitet dich auf die wirklich wichtigen Orte vor. Besonders in Neukölln.
Risiken und Nebenwirkungen
Im Späti deines Vertrauens lässt es sich bestens leben. Aber was schreibst du deinen Eltern, was du in Berlin so treibst?
Sven Job