Das Buch als Magazin

Es gibt Magazine, die rein äußerlich kaum von einem Buch zu unterscheiden sind. Das etwas künstliche Wort “Bookzine” versucht diese Verschmelzung auf einen Begriff zu bringen, meist aber eben nur in Bezug auf Format und Haptik. Mit einer inhaltlichen Verflechtung von Literatur und Journalismus befasst sich nun Das Buch als Magazin aus dem Malus Verlag. Ein so präziser wie genialer Titel. In seiner ersten Ausgabe nimmt sich das Münchener Magazin Franz Kafkas Erzählung “Die Verwandlung” vor, die schon 1915 zuerst in einer Zeitung abgedruckt wurde. Auf gewisse Weise schließt sich hier also der Kreis.

Wie wird das ehrenhafte Vorhaben, Literaturgeschichte in ein Magazinformat zu pressen, denn nun umgesetzt? Ganz naheliegend: Erst einmal wird der Originaltext abgedruckt. Visuell aufgepeppt und ergänzt wird er Inhalt durch eine Bilderstrecke, biografische Informationen und Fun-Facts am Textrand. Die ersten 55 Seiten gehören ganz dir, Franz.

Daran schließt der journalistische Teil des Heftes an, in Form von aktuellen Reportagen, die mal mehr und mal weniger deutlich auf “Die Verwandlung” Bezug nehmen. So erzählt eine Autorin von ihrer Unfähigkeit, nach diversen Schicksalsschlägen die Wohnung zu verlassen. Genau wie für den Protagonisten Gregor Samsa aus Kafkas Text wird das eigene Heim zur Isolationszelle. Ein anderer Bericht nimmt Bezug auf die wirtschaftliche Verantwortung, die Samsa für seine Familie trägt und schildert den Geldtransfer vieler Migranten in ihre Herkunftsländer. Auf diese Weise greift jeder Beitrag einen bestimmten Aspekt der Erzählung auf und die Fusion von Journalismus und Literatur gelingt tatsächlich.

Das Buch als Magazin ist eine Publikation mit einer starken Idee und einer ebenso starken Umsetzung. Hochwertiges Papier und eine liebevolle Gestaltung runden den positiven Eindruck ab. Die Möglichkeiten für weitere Ausgaben scheinen riesig, schließlich bieten sich unzählige Literaturklassiker für eine längst fällige Entstaubung an. Im Herbst soll mit Georg Büchners “Woyzeck” die zweite Ausgabe folgen.

Warum soll ich das lesen?
Im Deutsch-Leistungskurs immer eingeschlafen? Hier ist deine Chance, Verpasstes nachzuholen.

Risiken und Nebenwirkungen
Du verlierst dich in Kafkas pessimistischer Welt. Diesen Sommer hattest du dir irgendwie anders vorgestellt…

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Florian Tomaszewski