Block

block01Das Magazin Block überträgt das Crowdfunding-Prinzip, sinnvolle Sachen gegenzufinanzieren, auf den krisengeplagten Printmarkt. Die Macher von Block trauen dabei ihren “Lesern einiges zu; dass sie intelligent sind, neugierig und flexibel und vielleicht sogar, dass sie unsere Finanzierung möglich machen.“ So viel Honig ums Maul geschmiert, sollen jene bienenfleißig vorab Exemplare bestellen, die erst dann in den Druck gehen, wenn eine garantierte Abnehmerzahl von derzeit 1500 erreicht ist. Wird jene gar überstiegen, bestimmt sie zudem den Anzeigenpreis im Heft. Bleibt man hinter dieser Erwartung zurück, geht das Geld postwendend zurück, so verspricht es der derzeitige Vertrieb noch ganz ohne Beteiligung des Kiosks von nebenan.

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Was bietet das Magazin dafür? Haptisch kommt Block (Motto: “Das Laster auf dem Thron, die Tugend auf dem Block”) als ebensolcher daher: Die Seiten sind aus schwerem Papier, in einer eigens kreierten Schrift, die nicht BLOCK, aber YURI heißt; deren Lettern aber im – naturgemäß – Blocksatz wieder angeordnet sind. Was sie vom Editorial und den hochglanzaufgelösten Fotografien abhebt, edel wirkt und der im Motto selbst gewählten Tugend entspricht. Den Erstausgabepreis von zehn Euro hat man inzwischen leicht nach oben korrigiert, was, aber immer noch einen Taschenbuchpreis bedeutet, den Block an Umfang und Länge des Lesevergnügens durchaus rechtfertigt.

Theresia Enzensberger, die Herausgeberin, formuliert für die erste Ausgabe 2014, was zunächst marketingtechnisch wie ein Albtraum klingen mag: Erklärtes Ziel sei es, entgegen der gewohnten Sprechblasen der Branche (schön die Idee, auf dem Heftrücken mit solchen zu kokettieren), den Leser eben nicht “bei der Hand zu nehmen”, “abzuholen”, vulgo: von vornherein zu unterfordern. Und so kommt Block ohne Sparten, Kolumnen aus, ja, nicht einmal ein feststehendes Thema gibt es. Vielmehr zeichnen sich die Beiträge in Wort und Bild durch ihre krude Mischung aus: Erzählungen, Kunst und Essays, die dem Feuilleton einer großen Tageszeitung zu aller Ehre gereichen würden. Als Gewährsmann zitiert man hierfür ganz am Schluss noch einmal mit Tucholsky die Vergangenheit. Dem Block-Denken liegt hier vermutlich etwas zugrunde, was man im Neusprech “Outsourcing” nennen könnte. Nur sind es hier einmal nicht die Mitarbeiter, sondern Inhalte, die sich einen neuen Platz suchen mussten. Und die etwas ganz und gar Abwegiges versuchen, indem sie nicht dem tagesaktuellen Gespräch nachhecheln, sondern Eigensinn beweisen, abseits der paar Stichwortgeber, die die Zeitungsdebatten derzeit bestimmen. Dass diese Inhalte – von Lesern mitfinanziert –  auf dem deutschen Printmarkt auch in Zukunft noch ihren Platz haben können, beweist Block.

Warum soll ich das lesen?
“Es ist nur eine Frage der Zeit” verspricht Block. Und einen besseren Zeitvertreib als die Lust am Lesen gibt es doch in diesem Herbst auch wieder nicht, oder?

Risiken und Nebenwirkungen
Vielleicht braucht es doch einen Mindestlohn. Denn so langsam übersteigen all die Crowdfunding-Möglichkeiten Dein aktuelles Budget.

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Manuel Niemann