Darf man das so sagen? Ich sag’s einfach mal: Vor Kurzem war ich das erste Mal in München. Und während meine Eindrücke noch frisch sind, stehen meine Klischeevorstellungen einer objektiven Haltung gegenüber München immer noch etwas im Weg. Zeigt sich das Wesen einer Gemeinde in ihrem Straßenmagazin? Ich gehe mal davon aus. Biss soll mir helfen, diese Stadt besser zu verstehen. Grüß Gott, Bavaria!
Also: Biss macht einen aufgeräumten Eindruck, sauber, wirklich. Dem Layout nach. Und das haben schließlich Profis gemacht: Man könnte es im Innenteil glatt für das Zeit- oder SZ- Magazin halten. Kein Wunder: Martin Fengel z.B. illustriert nicht nur dort, sondern verleiht auch Biss seine eigene Note.
Und der Inhalt? München soll ja auch mal etwas kleingeistig sein. Aber adrett. Aufgeräumt auch. Da passt es gar nicht, dass Ali Mitgutsch, der Held unserer Kindheit und selbst ein Ur-Münchener, mit einem Interview vertreten ist. Seine Wimmelbücher sind ja auch nicht ordentlich, sondern strotzen vor Chaos. Und kleingeistig und sauber stimmt auch nicht: Ein ausführliches Feature lässt Menschen zu Wort kommen, die in ihrer Familie Alkoholismus erlebt haben. Guter Journalismus ist das, aber nicht bieder. Biss gehört bei den Straßenmagazinen sicher zu den besten.
Sven Job