+3 Magazin

Sommerzeit, tote Hose. Bei der brütenden Hitze laufen die Uhren langsamer, ist ja logisch. In den Plenarsälen des Landes ist nichts los, auch der Feuilleton hält sich lieber im Biergarten als in der Mitte der Gesellschaft auf. Und der Rest von uns sitzt am Baggersee und hat sowieso keinen Bock auf Debatten und … na ja, Sommer eben.

Das stimmt aber nicht so ganz. Denn erstens läuft – wenn auch von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – der Bundestagswahlkampf auf Hochtouren. Und zweitens gibt es Magazine wie das +3 Magazin, das mit innovativen Ansätzen den Versuch eingeht, gesellschaftspolitische Debatten anzustoßen. Und das bei gerne über 30 ° C. Als Verleger muss man heutzutage schon verrückt sein.

“Warum soll in der Zeitung nur die Meinung der Redaktion stehen? Da ist viel Platz nach oben.”

Der Leser, das zahnlose Biest? Nicht, wenn es nach den Machern des +3 Magazins geht. Denn +3 will ein Magazin für alle sein, für den Experten wie den Leser. Die zwei dahinter sind Robert Willmann und Iwan Ittermann. “Selektions- statt Redaktionshoheit”, beschreibt Iwan das Konzept. Denn in jeder Ausgabe, die der F.A.Z. und der Süddeutschen Zeitung beigelegt wird, werden neben den Expertenmeinungen auch die der Leser abgedruckt. Zumindest in der Printausgabe, die sich auf 16 Seiten beschränken muss, fallen diese aber sehr klein aus. Sie sind leider kaum mehr als Meinungs-Portiönchen, die den Stand der öffentlichen Diskurses repräsentieren. Will +3 seinem Anspruch gerecht werden, müsste hierfür mehr Platz geschaffen werden.

Hier ist es wieder, das generelle Problem von Print – keine Echtzeit, keine wirkliche Interaktivität und für eine Debatte mit einem Hin und Her ist Print auch nie aktuell genug – im natürlichen Gegensatz zum Web. Auffällig ist übrigens, wie viele Themen mit Energie zu tun haben: Die Energiewende, grüne Mobilität, der Preis für Strom und die Zukunft nach dem Öl-Zeitalter sind vier von sechs Fragen in den beiden Ausgaben, die wir uns angesehen haben. Mehr Vielfalt wäre schön.

Dem edlen Vorhaben, den Zeitungsleser trotz allem irgendwie mitzunehmen, tut das keinen Abbruch. Bleibt dem +3 Magazin nur zu wünschen, dass das journalistische Konzept in seiner Offenheit aufgeht. Platz nach oben gibt es noch, das sagt die Redaktion ja selbst.

Die neue Ausgabe erscheint als Beilage in der Süddeutschen Zeitung am 22. August.

Warum soll ich das lesen?
Wie viel sollen und wollen wir für unseren Strom bezahlen? Was macht gesellschaftliches Engagement im besten Fall aus? Mit +3 kannst Du Dich auf den neuesten Stand bringen.

Risiken und Nebenwirkungen
Dir eine eigene Meinung zu bilden, solltest Du dabei aber nicht vergessen.

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Sven Job