Hohe Luft

“In höchsten Höhen” und abseits davon – das platte Land. Aus der Hansestadt Hamburg kommt nun seit bereits über einem Jahr der Versuch, eine nichtakademische Philosophie-Zeitschrift herauszugeben: “Für alle, die Lust am Lesen und Denken haben.” Aus luftiger Höhe können Themen, die bewegen, neu gedacht werden und so einen anderen Sinn ergeben.

Einen philosophischen Blickwinkel strebt Hohe Luft an, bei dem also “anders” gedacht wird. Gestreift werden aktuelle und bewegende Themen aus Gesellschaft und Kultur, Politik und Wirtschaft, aber natürlich auch Philosophie. Ebenso versucht das Heft auch bei der Gestaltung einen eigenen Weg zu gehen: Wenn das beinahe zeitgleich gestartete Philosophie Magazin den Frontalunterricht bietet, ist Hohe Luft so etwas wie das Kursbuch. Die Geschichte der Philosophie wird etwa nicht nur dar-, sondern ihr auch lebhaft nachgestellt: Etwa wenn in einer Szene Jean-Jacques Rousseau und David Hume in einer grotesken Szene aufeinanderprallen.


“Philosophie ist eine Bewegung, mit deren Hilfe man sich nicht ohne Anstrengung und Zögern, nicht ohne Träume und Illusionen von dem freimacht, was für wahr gilt, und nach anderen Spielregeln sucht. Philosophie ist jene Verschiebung und Transformation der Denkrahmen, die Modifizierung etablierter Werte und all der Arbeit, die gemacht wird, um anders zu denken, um anderes zu machen und anders zu werden als man ist.” (“Der maskierte Philosoph”)

Das Heft ist gut durchdacht; dem Schwerpunkt “Freiheit” wird zuerst mit Illustrationen einer belgischen Künstlerin (ist es ein Gulag, den wir da sehen? Guantánamo Bay ?) Rechnung getragen, dann folgt der Essay, nur um sogleich einen weiteren Text über Verantwortung folgen zu lassen. Auch in der Gestaltung steckt Hintersinn: Fotos und Illustrationen sind an keiner Stelle ohne Grund eingesetzt. Philosophie ist ein Thema, das aber auch ernsthaft vermittelt werden will, Hochglanz gibt es deswegen keinen. Stattdessen verzichtet das Deckblatt bewusst auf Bilder. Das Thema der Ausgabe ist in schlichten Lettern formuliert. Das ist dem Inhalt von Hohe Luft nur würdig.


Warum soll ich das lesen?
In der neuen Ausgabe wird gefragt: “Können wir den Tod überleben?” In lustig-luftiger Höhe lässt es sich wenigstens ganz gut aushalten. Ist doch schon mal was.

Risiken und Nebenwirkungen
Irgendwann werden wir am Posterboy der Philosophie Richard David Precht auch in Hohe Luft nicht vorbeikommen. Dann hält auch in diesem Magazin mit seinen edlen Motiven die Populärwissenschaft Einzug.

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Manuel Niemann