Die Nadel ist ein durch und durch akademisches Magazin, das an der Universität Lüneburg als ein gemeinsames Projekt von Kunststudenten und Kulturwissenschaftlern entstanden ist. Das Ziel ist, wissenschaftliche Texte, die sonst nur der Dozent oder Professor zu lesen bekommt, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und eine “intentionale Veröffentlichungspraxis einzuüben”. Die Texte werden vor Abdruck einer entsprechenden Überarbeitung unterzogen. Das Heft erscheint zwei Mal im Jahr und legt mit jeder Ausgabe einen Themenschwerpunkt fest, an dem sich Textbeiträge und Gestaltung orientieren. Gegenstand der ersten Ausgabe ist die Kritik, genauer die Kunstkritik.
Den Texten, die Überschriften wie “Geäußerte Kunstkritik der Gegenwart: Das politische Potenzial einer ‘relationalen Ästhetik’” tragen, merkt man ihren akademischen Ursprung an. Größtenteils sind sie recht kompliziert geschrieben und die dazugehörigen Quellenangaben erstrecken sich über mehr als eine Seite. Das spricht bestimmt für ihre wissenschaftliche Qualität, aber gegen beiläufiges oder entspannendes Lesen. Hier ist volle Konzentration gefordert, einen anderen Anspruch dürften die Macher auch nicht haben. Die Nadel ist nichts für das Strandtuch oder den Feierabend im Regionalexpress, selbst wenn das Magazin im wunderbar handlichen Format daherkommt.
Gestalterisch wirkt das Heft sehr reduziert und nur wenige Fotos durchbrechen den Textfluss. Heraussticht die Bildserie “Was ist die Falte und was verbirgt sie” von Kerstin Achtermann gen. Brandt, mit der das einzige Mal auf eine farbliche Darstellung zurückgegriffen wird. Ansonsten lässt die Die Nadel sich durch nichts vom streng akademischen Weg abbringen.
Warum soll ich das lesen?
Vielleicht läuft dein InTouch-Abo ja bald aus und du suchst neue intellektuelle Herausforderungen.
Risiken und Nebenwirkungen
Die Lektüre versetzt dich in deine eigene Studienzeit zurück. Dann fällt dir ein, dass du nie studiert hast: Sämtliche Szenen vor deinem geistigen Auge entstammen dem Film “American Pie 2″.
Florian Tomaszewski