Eine einmalige Ausgabe soll es sein zum 50. Geburtstag – im August 1962 erschien das erste Heft, um sich mit den Verhältnissen der Adenauer-Ära anzulegen. Loriot gestaltete das erste Cover, auch Erich Kästner half mit. Klingt alles schon unglaublich lange her. Später ging die Titanic aus Pardon hervor und Pardon selbst ging irgendwann ganz.
Yps hat eindrucksvoll vorgemacht, wie man eine mit “Kult” belegte Marke zu neuen Erfolgen führt. Pardon, das alte Satire-Schiff, will jetzt auch, und ebenso wie Yps hat Pardon schon einen Relaunch-Versuch hinter sich. Das war 2004. Jetzt, 2012, kann man es noch einmal versuchen – und vielleicht hilft Gott ja ein bisschen.
Das Resultat ist Humor, aus der Zeit gefallen und dann vergessen. Zeitlos? Vieles wirkt vielmehr dated; manchmal ein paar Jahre (oh lala, dem Heft ist eine Maske von Guido Knopp beigelegt), ein paar Jahrzehnte (ein handzahmes falsches Interview mit Barack Obama. Sehr brisant.) oder jetzt schon hundert Jahre (Beobachtungen über den “deutschen Touristen” und “deutsche Amtsstuben”).
Früher war Witz irgendwie einfacher, das scheint die Pointe hinter dem Heft zu sein. Darum sind auch überall alte Karikaturen zu finden, darum ist Woody Allen mit einem Stück dabei und Karasek. Über Grass wird geschrieben und Kinski imitiert – und Rainer Langhans bietet man zwei seltsamen Seiten Raum, seine Esoterik zu erklären. Sieht kurz aus wie Satire, ist es aber nicht.
Pardon ist heute ein Museum, in dem ein altes Humorverständnis ausgestellt wird. Das subtile Bonmot steht über greller (Titanic-)Satire, es wird augengezwinkert und – nun echt mal! – es darf geschmunzelt werden. Auch in manchmal erschreckend simpel gestrickter Denke (Die da oben, wir hier unten. Promis sind oberflächlich. Politiker alle unfähig und korrupt. Die da oben!). Egal. Seine Leser könnte die neue Pardon finden. Nur wie lange leben die noch?
Warum soll ich das lesen?
Du kannst ja zum Lachen ins Museum gehen. Es muss ja nicht gleich der Keller sein.
Risiken und Nebenwirkungen
Pardon lesen ist wie Scheibenwischer gucken. Pardon? Pardon!
Sven Job