Vor mir habe ich zwei Ausgaben von ein und demselben Magazin – nur liegen 25 Jahre dazwischen. Eigentlich ziemlich idiotisch, die jetzt miteinander zu vergleichen. In dieser Zeit ist beim WIENER ein Relaunch passiert, Eigentümerwechsel und so einige Chefredakteure. Was ja auch normal ist bei einer derart langen Zeitspanne. Und seit 2015 erscheint das Heft außerdem in einem neuen Verlag.
WIENER war in den Achtzigern ein Lifestyle-Magazin, das neben der deutschen TEMPO den Journalismus im deutschsprachigen Raum neu erfunden hat. Als Zeitgeist-Magazin war WIENER fresher und wilder, jünger und knalliger als die staatstragende Presse von Stern & SPIEGEL es überhaupt nur sein konnten oder wollten. Und schon lange, seit dem Jahr 2000, ist der WIENER ein Männer-Magazin. Lechz. Aber langsam, Männer-Magazin kann ja alles Mögliche bedeuten.
In diesem Fall: Teure Uhren, Karren und Stilberatung gibt es in WIENER, (halb-)nackte Frauen eher nicht. Dazu Geschichte (Tenor: die Achtziger waren eine schreckliche Zeit, aber dafür hatten wir Falco) und etwas Politik. Lese- und Games-Tipps runden ab, was der moderne Mann von heute so braucht, um glücklich zu sein.
Aber halt: Auch wenn der WIENER mit dem Zeitgeist-Magazin von früher praktisch nichts mehr zu tun hat, fühlt er sich als Männerheft doch entspannter und angenehmer an als deutsche Alternativen wie Men’s Health oder GQ. Das liegt am Schmäh, an der Lässigkeit (die wir einfältigen Piefke wahrscheinlich nur hineinphantasieren), am Humor.
Warum soll ich das lesen?
Der Österreicher würde jetzt sagen: Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz. Oder eher doch nicht? Na ja, der WIENER ist halt einfach ein Männer-Magazin.
Risiken und Nebenwirkungen
Wer WIENER liest, der muss auch EAV hören. Denn Falco und Wanda kann jeder.
Sven Job