Wohnst Du noch, oder lebst Du schon? Apartamento gibt’s schon ne Weile, das hier ist die 15. Ausgabe. Das “everyday life interiors magazine” zeigt, wie es sich wohnen lässt ohne Expedit und Pax, die farblich zu Gardine und Familienauto abgestimmt werden.
Sehr angenehm nämlich. Was früher unter “Sperrmüll” lief, heißt heute “shabby chic”. Neu ist der Wohnstil natürlich nicht; alternative Lebensentwürfe gab’s schießlich schon immer und die eigene Einrichtung ist der vielleicht ehrlichste Ausdruck davon. Denn in den eigenen vier Wänden verbringt man immer noch die meiste Zeit, oder?
So verschieden wie wir Menschen nun sind, so einzigartig sind auch die Arten, zu leben. Und die große Leistung von Apartamento ist es, all das zu zeigen und auch für uns “Normalos” erlebbar zu machen. Dabei ist es eigentlich egal, ob wir nun z.B. eine Art Höhle für Emeriten (und das ausgerechnet auf Ibiza) betrachten oder doch einen exklusiven Loft im Retro-Chic der Seventies, oder noch etwas ganz Anderes: Es zählt, dass seine Bewohner sich darin wohlfühlen.
Alle Wohnlagen existieren nebeneinander, gleichberechtigt. Und sowieso geht es in Apartamento vor allem um ein Lebensgefühl und um Menschen, die für ihre Leidenschaften und Interessen leben. Viele abgebildete Wohnungen sind vollgestellt mit Büchern und alten Möbeln; manche sehen geradezu vollgemüllt aus. Für Menschen, die es gerne nice and clean haben und sich alle paar Jahre nach einer neuen Wohnzimmergarnitur umsehen, ist das vielleicht nichts.
Diese spezielle Art, ein Magazin zu machen, hat Apartamento seit Ersterscheinen 2008 entscheidend geprägt: Nichts ist gestellt oder wirkt aufgehübscht. Das Layout ist sehr zurückgenommen und entspannt, die Features ausführlich und dabei manchmal locker, manchmal fast intim. All das gibt Apartamento eine zeitlose Qualität, die man sich gerne ins Regal stellt. Total logisch, dass es als Bookzine erscheint.
Warum soll ich das lesen?
Deine Studiengebühren und Weltreisen haben Dich arm gemacht. Aber wohnen musst Du auch, und Apartamento gibt Dir dafür das richtige Feeling.
Risiken und Nebenwirkungen
Erwarte keine How-Tos und auch keinen Einrichtungskatalog. Du lernst dafür (Lebens-)Künstler kennen, von denen Du noch nie gehört hast.
Sven Job