Interview mit Wulf Beleites (Kot & Köter)

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(c) Foto (Montage): Fraatz, aw

Kot & Köter ist eine satirische Anti-Hunde-Zeitschrift (unsere Rezension damals), jetzt ermittelt die Hamburger Polizei gegen Chefredakteur Wulf Beleites. Der Vorwurf: Er habe öffentlich zu Straftaten aufgerufen (§ 111 StGB), „indem Sie in Ihrer Zeitschrift ‘Kot & Köter’, in der Ausgabe April 2014, dazu aufforderten, Hunde zu vergiften“, so das LKA Hamburg in der Vorladung. Wir haben mit Beleites gesprochen.

Glückwunsch zunächst zum geglückten Crowdfunding von Kot & Köter 2014 und auch, dass es danach mit weiteren Ausgaben noch weiterging. Haben Sie mit einer weiteren Finanzierung überhaupt gerechnet? Dass für das Thema ein Interesse da ist?
Dass ein Interesse, inklusive der Abneigung, vorhanden ist, wusste ich seit meinen zahlreichen Talkshow-Auftritten in den Neunzigern*.  Mit dem finanziellen Erfolg des Crowdfundings habe ich nicht unbedingt gerechnet, aber sehr darauf gehofft. Und dann war ich in der Pflicht und musste die Zeitschrift herausbringen.

Wenn man sich mal die Reaktionen auf Ihrer Website ansieht, die Sie bekommen haben, ist man erst einmal irgendetwas zwischen geschockt und belustigt. Ist das Thema “Hund” besonders aufgeladen?
Hunde sind des Deutschen liebstes Kind. Sie ziehen immer. Sowohl im Pro als auch im Contra.

“Satire muss Grenzen haben” sagen ja manche. Was entgegnen Sie diesen?
Satire darf keine Grenzen haben und ich kann nur mit zwei Zitaten von Kurt Tucholsky antworten, die auch heute nichts an ihrer Berechtigung verloren haben: “Was darf die Satire? Alles.” und “Übertreibt die Satire? Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht.”

Können Sie uns etwas zum Verfahren berichten?
Erlauben Sie mir, auch hier mit einem Zitat von Karl Kraus zu antworten: “Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten.” Dass der Zensor, hier in der Institution LKA Hamburg, mit der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen mich, nichts verstanden hat, zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich mache weiter.

Wie geht es denn jetzt weiter?
Zum kommenden Montag (30. März 2015) bin ich für 11 Uhr beim LKA einbestellt worden. Der Vorladung werde ich folgen. Und sollten die Beamten der Dienststelle 721 nicht begreifen, wird es wohl seinen juristischen Weg gehen, den ich dann sehr gelassen mitgehen werde. Es gibt dieses schöne Bild eines italienischen Anarchosyndikalisten, der 1905 bei seiner Verhaftung in Paris sagte: “Serà una risata che vi seppellirà.” (Und es wird ein Gelächter sein, das euch begraben wird.)

Herr Beleites, vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Sven Job

*„Kot & Köter – Die Zeitschrift für den Deutschen Hundefeind“ wurde im November 1992 bei viel Guinness in einer Hamburger Kneipe gegründet. Danach folgte eine Anzeige im “Titelschutzanzeiger”. Und promt meldeten sich die ersten Zeitungen, Rundfunkinterviews folgten und die täglichen Krawall-Talkshows entdeckten das Thema für sich: SAT 1-Frühstücksfernsehen, RTL-Mittagsmagazin, Kay life, Schreinemakers, Viva, Provokation, RTL-Nord live, Arabella, Sonja … (www.kotundkoeter.de)