Erst gab’s den knallharten Reality Check bei uns, jetzt den Relaunch seitens der Redaktion, welcher der Design-Zeitschrift mit großer und langer Tradition behutsam die Papierfalten entstauben soll. Na ja, wie so oft ist fast alles wahr, irgendwie: Das Fachorgan der Grafikerzunft gibt es seit 1957. Das stimmt also schon einmal. Der Relaunch fand Ende 2013 statt – mit einem blanken Cover und der bangen Frage “Design Quo Vadis?” Zur 250. Ausgabe bestand offensichtlich der Wunsch, mit einem weißen Blatt Papier von vorne anzufangen. Tabula Rasa!
Aus weiß im Dezember wurde schwarz im Januar. Mit den Kategorien “Filter”, “Focus” und “Files” hat die Redaktion das Magazin neu ausgerichtet. Das ist so offensichtlich, dass es jeder sofort versteht – ein Wink mit dem Bleisatz sozusagen. Oder mit der Photoshop-Benutzerleiste. Was gibt es außer Schwarz-Weiß-Malerei noch zu vermelden?
Natürlich ist Form immer noch Form. In der Ausgabe Juli/August finden wir vorne einen Essay über Ledersessel und das Glück, ein Braunton zu sein, weiter hinten einen Essay über die feineren Nuancen des Corporate Designs und zum Schluss ein Stück über den WM-Fußball an sich – von Polygonen bis zur “perfekten Sphäre”. Stimmt, da war doch diesen Sommer noch was. Das Redesign war behutsam und das hat Form gutgetan. Schließlich kennt man seine Leser, die bemerken bestimmt jede neue Serife, jeden Font-Wechsel und gewagten Farbverlauf. Schuster, bleib bei deinen Leisten!
Warum soll ich das lesen?
Hast Du Form bis jetzt gelesen, darfst Du das ruhigen Gewissens weiter tun. Und wenn nicht, fängst Du jetzt auch nicht damit an.
Risiken und Nebenwirkungen
Die Frage “Design Quo Vadis?” bringt auch Dich um den Schlaf, Nacht für Nacht. Das schöne Leben mit schönen Sachen können andere haben. Schade!
Sven Job