Seit einiger Zeit ist etwas anders in Computerwonderland. Die GEE hat angefangen, endlich ziehen weitere nach: Computerspiele erschöpfen sich nicht in Performance-Statistiken, Hardware-Beratung und Frames pro Sekunde. Games lassen sich nicht in blanken Zahlen beurteilen. Und es gibt Magazine, die diesen Umständen Rechnung tragen.
WASD ist genau so ein Magazin, das sich wenig um Gamer-Mehrheiten schert, wenig um Konventionen, was eine Rezension eines Videospiels ausmacht und was nicht. Nein, streichen wir die Bemerkung mit dem Magazin: Was da in meinen Händen liegt, ist eigentlich schon ein Buch – kleinformatig, aber über 200 Seiten dick. In ihm finden sich Essays und Rezensionen, persönlich gefärbte Erzählungen und sogar ein Text über – Videospielmagazine selbst. Eine Geschichtsstunde in einem Heft, das mit dem hohen Anspruch angetreten ist, eine eigene Sprache für Videospiele und ihre Kultur zu finden. Und das fürs Erste auch mehr als ordentlich macht.
Thema der ersten Ausgabe: “Tasty Trash”. Müll also, der einem Bauchschmerzen verursacht, doch auf eine Weise auch fasziniert – davon handelt ein guter Teil der Texte. Vom Versprechen des Videospiels, uns gut zu unterhalten. Und wie wir reagieren, wenn dieses Versprechen nicht eingelöst wird. Was macht ein gutes Spiel aus und was nicht? Was fesselt uns an vermeintlich “schlechten” Spielen? Wie können sie uns Spieler und auch die Entwicklung zukünftiger Videospiele voranbringen? Viele gute Fragen, die WASD zwischen “E.T.” und Game Boy, Modding-Szene und Ego-Shootern exemplarisch in Ausgabe Eins zu beantworten sucht. Und damit offenlegt, wie ernst das Magazin es meint – mit der angeblich so anspruchslosen wie eindimensionalen Spieletätigkeit. Wissenschaftliche Versuchsanordnungen stehen fast existenziellen Nachforschungen über das Wesen der Spielkultur gegenüber. So versucht ein Artikel etwa den Reiz eines Flash-Spielchens zu ergründen, das per Definition nicht zu gewinnen ist. Sisyphos zeigt sein digitales Antlitz. Diesen Stoff darf der geneigte Leser in der Computer Bild Spiele lange suchen. Anderswo geht es um die Suchtwirkung, die digitale Welten entfesseln können. Weil es eben eine Leidenschaft ist. Merkt man auch den Texten an.
Wie es nach Ausgabe Eins weitergeht, halten die Macher übrigens offen. Mit einem Augenzwinkern ermuntern sie den Leser dazu, ein bisschen zu Bitten und zu Flehen. So wie sie es vielleicht selbst immer getan haben, wenn ihre Videospielfigur an einer kniffligen Stelle den Heldentod gestorben oder im Lieblingsadventure ein Rätsel einfach nicht zu knacken war. Spieler mit Leib und Seele.
Warum soll ich das lesen?
Das Leben ist ein Spiel. Nämlich genauso ernüchternd, berauschend, fordernd und fast so bunt. Aber keiner will Dich verstehen. Hier kommt Dein theoretisches Rüstzeug.
Risiken und Nebenwirkungen
Nächte mit “Civilization” zu verbingen, bekommt einen philosophischen Sinn – die WASD hat es Dir so erzählt. Nur: Was wird aus Deinem echten Leben?
Sven Job