Das Heft und das Netz: Anikibo


Print is not dead – im Gegenteil, manchmal scheint es fast so, als liefe es eigentlich nicht schlecht am (globalen) Zeitschriftenmarkt. Wenn auch viele Zeitungen eingehen und etablierte Flagschiffe wie Spiegel und co. an Auflage verlieren – dafür kommen neue (Nischen-)Magazine in die Kiosk-Regale, die mit jungen Ideen, Qualitätsjournalismus und tollem Layout überzeugen wollen. Und einige haben wir davon schon besprochen.

Wir stellen vor: Anikibo, ein Online-Marktplatz für Indie-Magazine. Wie sieht Gründerin Deborah Causton die Zukunft des Hefts zwischen Netz und Papier?

Hallo Deborah, stell doch mal kurz dein Projekt Anikibo vor.
Anikibo ist ein Marktplatz für unabhängige Verlage, auf dem Magazine, Fanzines und Comics gehandelt werden. In naher Zukunft wollen wir auch Bücher anbieten. Die Idee hinter dem Shop sieht so aus: Anikibo ist die eine Site, um neue Titel aus der ganzen Welt zu finden. Und gleichzeitig behalten die Verlage einen größeren Teil der Profite.

Wem gehört die Zukunft? Print, Webzines oder Blogs?
Es sieht auf dem Markt im Moment ganz interessant aus. Es wird viel ausprobiert, oft gleichzeitig in Print-Form und im Web. Alte und neue Technologien stehen sich gegenüber, aber jedes Medium hat seine Daseinsberechtigung. Am Ende entscheidet der Leser, wie er seinen Content haben will. Ich persönlich hoffe sehr, dass Print weiter eine wichtige Rolle spielen wird.

Deborah Causton, Gründerin von Anikibo

Nenn’ uns fünf Zines und warum man die lesen sollte.
Nur fünf, das ist schwierig. Ein traditionelles Magazin war The Word. Das ist aber leider dem Internet zum Opfer gefallen. Paper Jam aus Luxemburg fand ich auch immer großartig. In Aufmachung ist es das sexieste Wirtschaftsmagazin aller Zeiten, ohne Frage! Save the Princess ist ein Zine, am Fotokopierer entstanden und in Farbe. Immer, wenn ich einen Blick hineinwerfe, muss ich lächeln. Keine Ahnung, wer dahinter steckt. Wenn die Person das hier liest: “Danke”! Neu erschienen ist It’s All In the Delivery. Die Leute dahinter haben viel Energie in die Produktion investiert: das Papier, das Format… Das sind Dinge, die Digital nicht replizieren kann – oder vielleicht ja doch irgendwann! Und darum liebe ich Print.

Stirbt Print, oder erlebt es einen zweiten Frühling?
Schon seit 1999 wird davon geredet, dass Print stirbt. Sicher hat sich das Magazin verändert und natürlich muss es neue Wege finden, um mit digitalen Angeboten mithalten zu können. Andererseits war es schon immer wichtig, wie der Inhalt präsentiert wird – ansonsten würden wir immer noch alles mit dem Fotokopierer auf billigem Papier drucken! Es gibt so viele Druck-Techniken und Papier, das sich anders anfühlt. Im Moment kann das Digitale nicht imitiert werden. Oder Coffee-Table-Books! Die lassen sich nicht einfach digital reproduzieren und so lange Menschen so etwas haben möchten, wird Print auch nicht verschwinden.

Danke, Deborah!

> Anikibo online

Das Gespräch führte Sven Job