Interview: Ein Magazine Store für Hamburg

Print is not dead – im Gegenteil, manchmal scheint es fast so, als liefe es eigentlich nicht schlecht am (globalen) Zeitschriftenmarkt. Wenn auch viele Zeitungen eingehen und etablierte Flagschiffe wie Spiegel und co. an Auflage verlieren – dafür kommen neue (Nischen-)Magazine in die Kiosk-Regale, die mit jungen Ideen, Qualitätsjournalismus und tollem Layout überzeugen wollen. Und einige haben wir davon schon vorgestellt.

Während es alle ins Netz zieht, geht Stella Richter (24) den umgekehrten Weg. Hier erzählt sie uns von ihrem Plan, einen Magazine Store zu eröffnen und ihrer Faszination für Magazine.

“Ein Magazin ist ein Accessoire, ein Sammlerstück, ein Kunstwerk”

Hallo Stella. Stell dich doch mal kurz vor!
Bonjour Sven. Ich bin Stella, 24 Jahre jung und habe vor kurzem meinen Abschluss als Kommunikations-Designerin gemacht.

Okay. Und was hast du nun vor?
Meine Abschlussarbeit habe ich den Magazinen gewidmet. Eine meiner größten Leidenschaften. Da mir ein Hotspot in Hamburg fehlt, um die Publikationen zu bekommen, die man sucht, habe ich ein Ladenkonzept entwickelt und das möchte ich nun umsetzen. Heißen soll der Laden “Magasin”.

Wie sehen deine nächsten Schritte aus?
Als nächstes wird das erste Event geplant. Termin und Location stehen, jetzt wird organisiert, geplant und gebrainstormt. Ich freue mich natürlich über jede helfende Hand, jeden Tipp, jede Idee. Also wer mag, kann gern mitmachen oder mir eine Mail schreiben!

Du fängst ja mit einem Pop-Up Event an. Warum?
Ich komme frisch aus dem Studium und habe, wie jeder andere Student auch, nicht das nötige Kleingeld, um direkt einen Laden zu eröffnen. Mit einem Pop-Up-Event gehe ich ein geringes Risiko ein. Zudem habe ich so die Möglichkeit, vorab Feedback zu erhalten und zu schauen, wie mein Konzept ankommt. Außerdem macht es einen Heidenspaß! Für den Anfang möchte ich mindestens 2 bis 3 Events in verschiedenen Locations planen.


Der Testballon für deinen richtigen Laden also.
Genau. Es wird eine kleine Auswahl an Magazinen geben, außerdem ein paar Bildbände. Dazu ein Regal, ein Stuhl, eine Lampe – alles, was das Lesen schöner macht.

Immer heißt es, der Markt für Zeitschriften würde schrumpfen. Wie kommt man da auf die Idee, einen Laden aufzumachen?
Ich glaube Zeitschriften, also so etwas wie der Spiegel oder Glamour, Gala und co., werden aussterben. Print wird immer mehr zum Luxusgut und genau das möchte ich mit meinem Laden vermitteln. Magazine sollen mehr werden als nur eine Beschäftigung beim Arzt. Sie sollen ein Accessoire werden, ein Sammlerstück, ein Kunstwerk. Es gibt Publikationen, die hoch gehandelt werden, sobald sie nicht mehr gedruckt werden, teilweise zu extremen und fast schon unwirklichen Preisen.

Das Magazin als Sammlerobjekt für den Genießer?
Genau. Ich glaube sogar, dass es noch mehr Magazine geben wird. Nichts für zwischendurch. Man kann schnell mal eben zu Fast Food greifen, aber man kann sich zu Hause auch viel Zeit dafür nehmen.

Wieso willst du den Laden in Hamburg eröffnen?
Hamburg ist die Medienstadt. Gruner und Jahr sitzen hier, der Axel-Springer Verlag und viele mehr. Trotzdem gibt es keinen Hotspot für Magazine, anders als etwa in Berlin und Leipzig.

Hast du schon ein paar Zines im Auge, die es dir besonders angetan haben?
Nur um ein paar zu nennen: Perdiz, OE, Bullet, The Gentlewoman, Der Greif, Dossier, Inventory, Foam, Hello Mr., Slanted uvm.

Zum Abschluss: Wem gehört die Zukunft? Print, Webzines oder Blogs?
Da möchte ich mich ungern entscheiden. Ich denke Blogs und Webzines habe eine blühende Zukunft vor sich, aber Print werden sie niemals das Wasser reichen können. Dafür ist der Geruch, das Gefühl und das Material einfach zu besonders.

Stella, wir danken dir für das Gespräch!

> Magasin online

Das Gespräch führte Sven Job