Der Condé Nast Verlag versucht mal was Neues: ein Magazin, gemeinsam erarbeitet von fünf Redaktionen. Die gehören alle zum Hause des Großverlags: Vogue, Glamour, Myself, GQ und AD (bzw. Architectural Digest) – und diesen Titeln liegt Quintessence im Dezember bei. Da stellen sich viele Fragen: Was kommt heraus, wenn drei Frauentitel, ein Männertitel und eine Wohn- und Designzeitschrift ihre Ressourcen in einen redaktionellen Topf werfen? Wird das gut? Warum ist das Tech-Magazin Wired nicht dabei – das schließlich auch zum Verlag gehört? Und natürlich: Verderben viele Köche den (Papier-)Brei?
Der Titel legt nahe, dass dieses Magazin die Essenz von Fünf sein soll – lassen sich aus Quintessence also die einzelnen Redaktionen herauslesen? So einfach ist das zum Glück nicht – das Magazin wirkt organisch, wie aus einem Guss. Fünf Ressorts teilen sich die knapp 200 Seiten: “Raffiniert”, “Sexy”, “Klug”, “Radikal” und “Poetisch”. Vor allen Dingen ist Quintessence aber auch ein Heft über den Verlag: Der Leser erfährt, wie das Heft entstand, wo auf der Welt Condé Nast mit welchem Heft vertreten ist und er und sie dürfen in das New Yorker Verlagsarchiv reinschnuppern, in dem Millionen von Fotos auf ihre Wiederentdeckung warten.
Keine Überraschung: Fashion und Style haben ihren Platz in Quintessence. Beauty-Tipps und Mode-Strecken eher nicht. Aber dafür Popkultur: Karl Lagerfeld diskutiert mit Rammstein-Sänger Till Lindemann über Heimat und das Älterwerden, Lady Gaga erzählt, was sie inspiriert und glücklich macht. Und der Abdruck einer Graphic Novel sorgt für einen kleinen Überraschungsmoment. Im Vorwort von Quintessence steht: Das ist ein Experiment. Stimmt die Resonanz, könnte das Heft vielleicht in Serie gehen.
Warum soll ich das lesen?
Vor kurzem ist das Zeit Magazin als internationale Edition erschienen, nun ein neues Projekt von Condé Nast: Die Verlage trauen sich noch was. Kannst du dir mal ansehen.
Risiken und Nebenwirkungen
Das mit dem “radikal” und “poetisch” solltest du nicht zu ernst nehmen, sonst wirst du noch enttäuscht.
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Sven Job